Schubertiade in Schwarzenberg, das bedeutet Klassik vom Allerfeinsten, verbunden mit Natur und gerne auch Kulinarik in den fabelhaften Gasthäusern des Ortes und der Region – Schwarzenberg ist ein Magnet für Klassikfreunde aus der ganzen Welt. Nach der Eröffnung am Samstagnachmittag durch das Quatuor Ebène sang am Abend Bariton Benjamin Appl mit Helmut Deutsch am Klavier, und am Sonntagvormittag spielte das österreichische Minetti-Quartett. Igor Levit und Soile Isokoski bestritten weitere Konzerte am Sonntag.
Das Liedrezital am Samstagabend hätte eigentlich Pjotr Beczala geben sollen, doch er, nachdem er in Bayreuth äußerst erfolgreich den Lohengrin sang, wurde er krank und machte das Podium frei für Benjamin Appl. Der dreißigjährige ehemalige Regensburger Domspatz und Schüler unter anderem von Dietrich Fischer-Dieskau war schon wiederholt im Rahmen der Schubertiade zu hören und übrigens erst kürzlich, jedoch indisponiert, mit einem Werk Thomas Larchers bei den Bregenzer Festspielen. In Schwarzenberg zeigte er sich optimal gestimmt und bot Interpretationen an, die zum Besten gehören, was man seit längerem auf diesem Podium vernommen hat. Differenzierungskunst vom geflüsterten Ton bis zu kraftvoll geschmetterten Phrase und eine beispielhaft klare Diktion machten jedes Lied zur Minioper. Insbesondere die dramatischen Lieder Robert Schumanns wie Die beiden Grenadiere und Belsazar (Text Heinrich Heine) gelangen echt spannend. Helmut Deutsch begleitete aufs Schönste, verwob seinen Part zart mit der Stimme des Sängers und führte diesen in Vor- und Nachspielen einfühlsam weiter. Weniger überzeugte die Programmfolge, die keinen roten Faden bei Schubert und Schumann erkennen ließ, und die Lieder Edvard Griegs als Abschluss waren von der Komposition her vergleichsweise schwach. Das tat dem Jubel des Publikums keinen Abbruch. Es erklatschte drei Zugaben, darunter Schuberts zauberhafte „Taubenpost“. Der jüngeren Interpretengeneration, wobei sie heuer bereits fünfzehn Jahre zusammen spielen, gehört auch das österreichische Minetti Quartett an, das am Sonntagvormittag im Angelika-Kauffmann-Saal das Publikum beglückte.
Maria Ehmer und Anna Knopp, Violine, Leonhard Roczek, Violoncello und Milan Milojicic, Viola musizierten wunderschön. In Haydns Quartett Der Scherz strichen sie nicht nur diesen, einen Fake-Schluss am gänzlichen Ende, lustig heraus, sie breiteten das Largo auch denkbar schlicht, fast andachtsvoll aus. Claude Debussys einziges Streichquartett – der französische Impressionist ist vor hundert Jahren verstorben – profitierte von der lupenreinen Intonation des Minetti-Quartetts, die süß-schmerzenden Reibungen der Mittelsätze kamen so eindrucksvoll herüber. Die Ecksätze gelangen äußerst dicht. Das ist auch zu sagen von Schuberts letztem Streichquartett in G-Dur, das das umfangreiche Programm rundete. Spannungsreich vom Anfang bis zum Ende, zart in der Melodik und so existenziell wie nur denkbar in seiner Dramatik musizierten es die vier sympathischen Streicher, bevor sie das Publikum ohne Zugabe entließen.
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