Steht Erika Baikoff (siehe Artikel unten) am Beginn einer vermutlich glänzenden Karriere, so verfolgt eine solche der Bariton Matthias Goerne seit Längerem. Mit seiner ganz besonderen Ausstrahlung ist er auf der Opernbühne prädestiniert für Charakterrollen wie „Wozzeck“ (Alban Berg), „Mathis der Maler“ (Hindemith) oder auch Wotan (Wagner), und im Liedgesang hat er seine ganz eigene Art entwickelt. Etwas speziell mutet seine Körperhaltung an, mit der er seinen Klavierpartner ansingt und dem Publikum die (kalte?) Schulter zeigt. Nicht immer tut er das, im Verlaufe seines pausenlosen Programms kommt er in eine der Musik entsprechende ästhetische Bewegung. Ausschließlich Lieder von Schubert singt Matthias Goerne, beginnend mit dem „Wanderer“ nach Schmidt von Lübeck rührt er mit dunkel gestimmten Gesängen an letzte Dinge. Doch nach Goethes „Harfner“-Liedern hellt sich die Stimmung ins Freundlich-Besinnliche auf und endet schließlich mit „Der liebliche Stern“ (Text Ernst Schulze). Goernes Bariton ist auch nach dreißig Jahren Karriere noch einer der Schönsten derzeit, seine Tiefe berückend, seine Bandbreite an Dynamik und Ausdruck schier unendlich. Nur könnte auch ein so etablierter Sänger, wie Goerne es ist, sogfältiger sprechen. Am Klavier saß mit Leif Owe Andsnes, ebenfalls ein Meister seines Fachs, und dieser ließ keine Wünsche offen. Wie sehr das Schubertiadepublikum diesen beiden Großen zugetan ist, spürte man am Beifall. (Foto Schubertiade)
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