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Schubertiade Schwarzenberg: Elisabeth Kulmans Programm-Dramaturgie

 

Wie Ian Bostridge, präsentiert auch Elisabeth Kulman Programme mit wohldurchdachter Dramaturgie. Die Burgenländerin, die nach einer steilen Bühnenkarriere der Oper weitgehend Lebewohl gesagt hat, geht aber darin noch weiter wie ihr englischer Tenorkollege. Kulmans Programme verfolgen eine durchgängige Idee, der der geamte Ablauf untergeordnet wird. Dabei werden auch einmal, wie vor einem Jahr, Zyklen auseinandergebrochen oder Stile durchmischt.

Im aktuellen Programm, das sie, zusammen mit ihrem Klavierpartner Eduard Kutrowatz, ging es im ersten Teil um Vergänglichkeit und Todessehnsucht, ergänzend dazu im zweiten Teil um das oft vergebliche Ringen nach Liebe. Die Komponisten dabei hießen Franz Schubert, Richard Wagner und Fredric Kroll – letzterer, 1945 geboren, war im Konzert anwesend. Er ist bekannt durch seine Biografie von Klaus Mann, hat aber vor allem komponiert, so den Liederzyklus Frantumi – Scherben. Er schreibt eine Musik der großen Geste, durchaus herb, die sich auf Wagners Tristan bezieht, aber in ihrer Klangmächtigkeit auch an Richard Strauss gemahnt. Der 1968 entstandene italienischsprachige Zyklus nach einem Text von Henry Fregosi Loyelle bildete gleichsame das Herzstück der Programmfolge, im ersten Teil erklang Schubert und dem Zyklus Frantumi logisch nachfolgend, die Wesendonck-Lieder von Richard Wagner. Von Eduard Kutrowatz sehr nobel begleitet, sang Elisabeth Kulman all das mit ihrer wundervoll frei strömenden Stimme, die auch in Höhen und Tiefen keine Grenzen zu kennen scheint, und mit einer breiten Palette an Ausdrucksfarben. Ein großartiges Konzert und ein Ansatz, wie Liedprogramme von ihrer steifen Bildungsbürgerlichkeit wegkommen können und für unsere Zeit relevant werden können.

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