Liederabende im Vergleich
Samuel Hasselhorn, Bariton, und zwei Tage später Julian Prégardien, Tenor, ließen bei der Schubertiade Hohenems spannende Vergleiche zu.
Zum ersten Mal bei der Schubertiade war der Bariton Samuel Hasselmann zu hören. Imponierend wie seine Erscheinung ist die Größe seiner Stimme, die er sogleich beim ersten Lied „Des Sängers Habe“ zeigte. Ausschließlich Schubert erklang an diesem Donnerstagabend im Markus-Sittikus-Saal, betitelt mit „Licht und Schatten“, wie die CD, die er mit Ammiel Bushakevitz veröffentlicht hat. Dieser Pianist, der dem Schubertiadepublikum bei anderen Konzerten schon Freude gemacht hat, überzeugte auch hier voll und ganz. Die selbstverständliche Leichtigkeit, mit der Bushakevitz die Begleitung der Lieder sowie einige Ländler und „Deutsche“ Schuberts darbot, fehlt dem Sänger noch. Vor allem im ersten Teil wirkte Vieles studiert, wiewohl man ihm attestieren kann, dass er nicht nur über mächtige Klänge, sondern auch über ein schönes Parlando verfügt („Der Einsame“), und feine Linien zu spinnen vermag („Der blinde Knabe“). Im zweiten Teil fand Hasselhorn nach und nach zu persönlicherer Gestaltung und vermochte damit nun auch das Publikum zu gewinnen. „Im Abendrot“, „Totengräbers Heimwehe“ und schließlich die Zugabe; Gustav Mahlers „Urlicht“ gelangen berührend. Sechs Jahre älter als Hasselhorn ist der 1984 geborene Tenor Julian Prégardien, Sohn des Tenors Christoph Prégardien und Cousin der Sopranistin Julia Kleiter. Er sang viel Alte Musik und sammelte Erfahrung in Vokalensembles, was ihm zugutekommt, wenn er sich nun seit mehreren Jahren dem Liedgesang widmet. Auch Julian verfügt, wo es sein soll, über kraftvolle Töne, doch sind sie aus dem Leisen heraus entwickelt und somit echt packend. Interessanterweise hatte er bei seinem Rezital am Samstagnachmittag einige Lieder, die auch Hasselhorn sang, etwa „Im Abendrot“, mit dem er sein Programm begann, und „Der blinde Knabe“, beides zarte Lieder, mit denen er sein Publikum sofort in Bann zog. Julian Prégardien hat sich, so fühlt man es, intensiv mit den Gesängen auseinandergesetzt und sie verinnerlicht. Er kann sie so gleichsam als sein eigenes Erleben darbieten. Am Klavier hörte man hier den bewährten und stets wunderbaren Malcolm Martineau. Eine Bemerkung am Rande: au den Eintrittsbilletten werden die Zuhöreinnen und Zuhörer gebeten, in dem festlichen Anlass entsprechender Kleidung zu erscheinen. Vielleicht sollte man das auch den Künstlern ins Stammbuch schreiben. Offener Kragen und ganz in Schwarz, das wirkt nicht unbedingt elegant: Und ein paar Blümchen auf dem Podium waren kein Luxus.
Mit einem Ensembleabend ging am Sonntagmittag die Herbstkonzertreihe und somit das Schubertiadejahr 2025 zu Ende.
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