Am Sonntagabend faszinierte volle zwei Stunden lang ein einziger Musiker das Publikum. Es war Igor Levit, der für Viele der derzeit weltbeste Pianist ist. Schon sein Äußeres, ganz in Schwarz, ließ keinen Zweifel, dass es ihm bei diesem Rezital um Ernstes, ja Letztgültiges ging – Levit ist ja auch bekannt geworden durch sein soziales und politisches Engagement. So begann er sein Programm mit Franz Schuberts letzter Sonate in B-Dur D 960. Deren Extreme zwischen lieblichen Melodien und grollenden Trillern, zwischen Verinnerlichung und Wildheit meißelte Igor Levit mit Akribie heraus. Besonders im Sinn blieb das „Andante sostenuto“. Wenn „Andante“ mit Gehen zu tun hat, dann war dieses hier das eines Zen-Mönches. Dagegen spielte er mit schwindelerregender Rasanz das Scherzo und überforderte damit fast seine eigene stupende Technik.
Mit Robert Schumanns „Nachtstücken“ Opus 23 setzte Levit die extreme Atmosphäre fort. Angelehnt am E.T.A. Hoffmann beschwor Schumann mit diesem Stück geisterhafte Szenen. Die Nachtstücke sind selten gespielt, auch Levit verwendete dafür Noten, wie er überhaupt das im Jahresprogramm annoncierte Programm gänzlich umwarf – zum Glück, denn es ist nicht notwendig, Beethovens Siebte Sinfonie in Klavierfassung zu hören. Also beendete Igor Levit diesen Abend mit Chopins Dritter Klaviersonate. Natürlich brillant musiziert, schloss sie jedoch kaum an die Atmosphäre der vorigen Werke an. Allenfalls hatte das ausgedehnte „Largo“ diesen nächtlich-beklommenen Tonfall. Mit dem berühmten Ges-Dur Impromptu als Zugabe kehrte Igor Levit zu Schubert zurück.
Foto: Schubertiade
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