Das Liedduo André Schuen, Bariton und Daniel Heide, Klavier haben sich zu echten Stars der Schubertiade entwickelt. In dieser Spätsommer-Serie gestalten sie gleich drei Konzerte, und das mit den großen Zyklen Schuberts. Als erstes war am Sonntagnachmittag Die schöne Müllerin dran.
André Schuen ist ein Star, erfolgreich als Onegin an der Wiener Staatsoper, als Guglielmo bei den Salzburger Festspielen, und er ist ein begnadeter Liedsänger. Bei den Zyklen Mükllerin und Winterreise muss ich persönlich jedoch über eine Hürde, denn ich kann diesem unglaublich attraktiven Mann einfach den verschmähten Liebhaber nicht abkaufen. Da hilft nur, dass man die Kunst des Liedgesanges nicht in der Totalidentifikation des Sängers mit der geschilderten Figur sieht, sondern dass man den Sänger eher als einen Erzähler sieht, etwa im Sinne des epischen Theaters bei Brecht. Im selben Atemzug ist Daniel Heide zu nennen, denn auch er ist ein Erzähler. Mit welcher Einfühlsamkeit den Noten wie auch dem Sänger gegenüber er den Klavierpart spielt und welcher Bilderreichtum da erweckt wird, das macht ihm so schnell keiner seiner Kollegen nach. Mit André Schuen ist er eines Sinnes, wie sie sich die Bälle der Inspiration zuwerfen, ist einzigartig. Dies alles ereignet sich aber auf einer feinen, unspektakulären Ebene, es wirkt total natürlich und alle andere als inszeniert. So entsteht diese Welt des Müllerburschen und seiner leider allzu flüchtigen Liebe mit aller nur denkbaren Aufrichtigkeit und ist in jedem Klang und Wort nachvollziehbar. Bedauerlicherweise wurde dieser schöne Vortrag durch gleich zwei verschiedene klingelnde Handys gestört. Schuen sang tapfer weiter, man merkte jedoch durchaus den momentanen Verlust der Konzentration. Bei seiner Winterreise am Mittwoch und seinem Schwanengesang am Samstag soll das auf keinen Fall mehr passieren.
Foto Schubertiade
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