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Schubertiade: Liedkunst mit Andrè Schuen bzw. Ilker Arcayürek

 

Einen spannenden Vergleich ermöglichten dem Schubertiadepublikum im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems die beiden Sänger Andrè Schuen und Ilker Arcayürek. Schuen ist ein echter Publikumsliebling, doch Arcayürek gab bei der Schubertiade seinen ersten ganzen Liederabend und wurde stürmisch gefeiert.

Zusammen mit seinem kongenialen Klavierpartner Daniel Heide hat Andrè Schuen bei der Schubertiade in Schwarzenberg und Hohenems bereits eine Reihe von Liedprogrammen präsentiert und konnte dabei stets mit seiner Gestaltungskunst überzeugen. Bei seinem Rezital am Donnerstagnachmittag gelang ihm noch eine kaum für möglich gehaltene Steigerung – große Künstler übertreffen sich immer wieder selbst. Mit einem unglaublichen Reichtum an Stimmfarben überraschte Schuen, getragen vom wunderbaren Spiel von Daniel Heide, der vor allem im ersten Teil mit Liedern von Robert Schumann seine Kunst zeigen konnte, denn dieser Komponist weist ja dem Klavier eine ganz besondere, ausdeutende und oft die Geschichte weiterspinnende Rolle zu. Der zweite Teil brachte Hugo Wolfs Vertonungen der Harfner-Lieder aus Goethes „Wilhelm Meister“ sowie die „Jedermann Monologe“ von Frank Martin nach Hofmannsthal, alles sehr komplexe, textgewaltige Kompositionen, die man wohl besser kaum darbieten kann.

Am Freitagabend erlebte das Publikum dann den Tenor Ilker Arcayürek, geboren in Istanbul und aufgewachsen und ausgebildet in Wien. Auch er brachte die Harfner-Lieder zu Gehör, aber in der Vertonung Schuberts, dazu eine Reihe seiner bekannten Gesänge und, nicht zuletzt als bravouröse Gedächtnisleistung, die großen Balladen „Der Liedler“ und „Der Sänger“. In der letztgenannten Ballade nach Goethe konnte der sympathische Tenor all seine Vorzüge zur Geltung bringen, mit der den ganzen Abend lang das Publikum für sich gewann. Mit authentischer Natürlichkeit spielte er mit seiner angenehm timbrierten Stimme, wechselte bruchlos zwischen rezitativischen und melodiösen Passagen. Am Klavier begleitete Simon Lepper, vielfach schön gesanglich, aber manchmal auch etwas flüchtig.  Das Publikum erklatschte sich gleich drei Zugaben. Am Sonntag, dem 9. Oktober, ging mit einer Kammermusikmatinee das Schubertiadejahr 2022 zu Ende.

 

(Fotos: Webseiten der Künstler)

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