Interpretationsvergleiche sind ein Lieblingssport des Schubertiade-Publikums. Doch so nah wie Montag und Dienstag in Hohenems hatte man dazu selten Gelegenheit, boten doch die vier Sängerinnen und Sänger teils die gleichen Werke, teils verschiedene Vertonungen desselben Textes dar. Schubert, Schumann und Mendelssohn waren die Komponisten.
Zu diesem Vergleich lassen wir zuerst die bei einem Liederabend meist sträflich unterbelichteten Klavierbegleiter antreten, unterbelichtet in der Publikumsgunst und in der Kritikerwürdigung, und da muss ich mir selbst an die Brust klopfen. Der Pianist also war am Dienstagabend Daniel Heide, am Montag Michael Gees. Letzterer war schon vielfach bei der Schubertiade und begeisterte früher durch seine wache, ja heißblütige Musizierwiese. Davon ist inzwischen wenig vorhanden, allzu zart tupft er seine Klänge in die Tasten, man wünscht sich ein präsenteres Spiel. Heide hingegen zählt erst seit dem letzten Jahr zu den Künstlern der Schubertiade, und sein Spiel ist ideal zu nennen, nämlich super engagiert und dabei doch äußerst einfühlsam. Die Sänger, die er begleitete, waren Christina Landshamer und André Schuen. Die Sopranistin aus München wirkte weit in den ersten Teil, bei dem sie abwechselnd mit dem südtiroler Bariton Schumanns Zyklus „Myrthen“ interpretierte, gehemmt. Doch mit dessen Mignon-Liedern zeigte sie dann ihr Potential, einen gut geführten Sopran mit lyrischen Qualitäten und einem schönen persönlichen Ausdruck. Pausengespräch war ihr Outfit, das derart bieder war, dass man dahinter ein Statement vermuten könnte. Ihr Partner André Schuen hingegen sah umwerfend gut aus und sang ebenso, er ließ seinen prachtvollen Bariton in aller Natürlichkeit strömen.
Ebenfalls nur das Beste zu berichten ist von den Sängern des Montagabends. Julia Kleiter, Sopran, und Christoph Prégardien, Tenor, sind im realen Leben Nichte und Onkel und auch in den Duetten von Schumann und Mendelssohn eines Sinnes. Kleiter sah blendend aus und sang in kaum zu überbietender Schönheit und Ausgewogenheit, und auch Prégardien war in Hochform, sodass, was den Gesang betrifft und auch bezüglich des Programms mit Schuberts Goetheliedern und Liedern und Duetten von Schumann und Mendelssohn, kein Wunsch offen blieb. Das Publikum wertschätzte dieses Konzert durch einen guten Besuch.
Die weiteren Konzerte dieses Mai-Zyklus werde ich nicht mehr besprechen. Die Reise zur Taufe meines Enkels ist der Grund.
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