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Schubertiade: Herbst in Hohenems

Von 1. bis 5. Oktober versammeln sich noch einmal für dieses Jahr die Freude hochkarätiger Liedkunst und Kammermusik, jetzt in Hohenems.

Das Quatuor Modigliani, geründet 2003 am Pariser Konservatorium, gehört seit fünfzehn Jahren zum Stamm der Schubertiadekünstler. Am Mittwochabend eröffnete es die herbstliche Reihe im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems, ergänzt im zweiten Teil durch die Vertreter des tiefen Registers des Hagen Quartetts, also Veronika Hagen an der Viola und ihrem Bruder Clemens Hagen am Violoncello. Somit ein französisch-österreichischer Zusammenschluss, der sich als musikalisch sehr fruchtbringend erwies. Gespielt haben die fünf Herren und die Dame das selten zu hörende Streichsextett Opus 18 von Johannes Brahms. Die zwei Violinen, zwei Bratschen und zwei Celli erzeugen ein dunkel-samtiges Klangbild, das insgesamt in wohliger Melodienseligkeit schwelgt. Brahms selbst charakterisierte sein Streichsextett in der ihm eigenen Selbstironie als „sentimental“. Das ist es keineswegs, zudem weist der zweite Satz einen markigen, zuweilen fast perkussiven Charakter auf. Eine weitere Besonderheit dieses Werks ist die dominierende Rolle der Bratsche im vierten Satz, die Veronika Hagen anvertraut war. „So spielt die Bratsche plötzlich die erste Geige“, meinte ein Konzertbesucher schmunzelnd dazu. Im ersten Teil des Programmes war das Quatuor Modigliani allein zu hören, und es schien, als hätten sie die Stücke passend zu Brahms ausgewählt, nämlich solche mit dem Gegensatz vom Melodiereichtum und Markigkeit. Beethovens Opus 18/2 legten die vier Herren aus Frankreich in überwiegend romantischem Legatoton an, und Schuberts Quartett in C-Dur, D 46, kam mit wirbelnder Dichte herüber. Beide Male also ein sehr spezieller Zugang zu diesen Werken eines jeweils noch recht jungen Komponisten. Blieb der Beifall vor er Pause noch im höflichen Bereich, so wurde das Streichsextett von Brahms zu Recht vom nahezu vollen Saal bejubelt.

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