Der Mittwochabend bei der Schubertiade in Schwarzenberg brachte eine Wiederbegegnung mit dem Schweizer Sopran Regula Mühlemann. Sie und ihre Pianistin Tatiana Korsunskaya flochten an diesem Mittsommerabend einen musikalischen Blumenkranz für das entzückte Publikum.
Blumenlieder aus Klassik und Romantik sind vielfach verfänglich, sind doch mit den „Blumen“ in Wirklichkeit junge Frauen gemeint, und was das „Pflücken der Blumen“ aus Männersicht bedeutet, versteht sich dann von alleine. Regula Mühlemann und ihre Pianistin Tatiana Korsunskaya sind diesem Faktum nicht auf den Leim gegangen. In ihrem Programm in Schwarzenberg brachten sie Blumenlieder von Robert Stolz, die übrigens erstaunlich differenziert und nobel waren, ohne das Wienerische zu verleugnen. Sie fordern in ihrem vorangestellten „Motto“ die Wertschätzung der Pflanzenwelt ein. Bei den „Mädchenblumen“ von Richard Strauss und den dazu gruppierten „Ständchen“ wurde dann ganz offen die innewohnende Erotik angesprochen. Regula Mühlemann interpretiert all diese Gesänge mit ihrem in allen Lagen wunderschön timbrierten Sopran und mit entwaffnender Natürlichkeit, und Tatiana Korsunskaya ist am Klavier ein Klasse für sich. Leicht und perlend, dabei doch das verlässliche Rückgrat des Geschehens, ist sie das Ideal einer Liedpianistin. Der zweite Teil des Programms war Schubert gewidmet und zielte auf eines der Lieblingsstücke des Schubertiadepublikums, nämlich Schuberts letzte Komposition überhaupt: „Der Hirt auf dem Felsen“ für Klavier, Sopran und Klarinette. Wie der Komponist im Bewusstsein seines nahen Todes ein solch unglaublich strahlendes Werk schreiben konnte, ist des Nachsinnens wert. Mit den beiden schon genannten Damen und dem so fabelhaften wie unvergleichlichen Klarinettisten Matthias Schorn war dieses Stück ein Fest für sich. Diesen Mittsommerabend mit Blumen und Musik zu begehen, war eine bezaubernde Idee, und die milde Nachtluft samt Mondsichel draußen passten ideal dazu.
0 Comments