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Sankt Gallen verbindet Wagner mit Loriot

Wagnerianer können nicht genug davon bekommen, doch einem durchschnittlichen Kulturkonsumenten treibt er den Schweiß auf die Stirn. Nämlich Wagners musikdramatischer Zyklus „Der Ring des Nibelungen“ mit seiner Dauer von fünfzehn Stunden, verteilt über vier Abende. Vicco von Bülow alias Loriot hat ihn 1992 für das Theater Mannheim auf einen Konzertabend reduziert und damit eine Abfolge von Texten und Musik geschaffen, die den Hörern Höhepunkte der Musik genießen lassen und die Handlung mit der dem Autor eigenen feinen Ironie erzählt. Es ginge, so in etwa, um Machtmissbrauch und Zerstörung der Natur, aber „so etwas kommt ja gottseidank nur auf der Opernbühne vor“, meint etwa Loriot. Die Riesen Fasolt und Fafner nennt er „Bauunternehmer mit Schuhgröße 58“, und, den Zeitraum zwischen der „Walküre“ und Siegfried“ betreffend, sinniert er über die Vitalität Wotans nach, der in acht Jahren mit diversen Frauen neun Walküren sowie die Zwillinge Siegmund und Sieglinde gezeugt hat. Bruno Riedl, langjähriges Ensemblemitglied des Theaters Sankt Gallen, war der ideale Sprecher dieses oft vergnüglichen, immer wieder aber auch nachdenklich machenden Textes. Die meisten Sänger kamen ebenfalls aus dem Sankt Galler Ensemble, so Libby Sokolowski und Christopher Sokolowski als Sieglinde und Siegmund, klar und kraftvoll singend, dann die Charakterstimmen von David Maze und Riccardo Botta in verschiedenen Rollen, sowie die bezaubernden Rheintöchter Fiquete Ymerai, Candy Grace Ho und Christina Blaschke, und, alle Kollegen nicht nur an Haupteslänge überragend, Kristjan Johannesson als Wotan und Hagen. Als Gäste

Alexandra Petersamer als Santuzza in Innsbruck

hinzugezogen waren der etwas angestrengte Heldentenor Roy Cornelius Smith und die sympathische, strahlend singende Alexandra Petersamer als Brünnhilde. Musikchef Modestas Pitrenas führte das Sinfonieorchester Sankt Gallen mit ausdrucksstarken Bewegungen durch die komplexe Partitur. Wenn auch zu hören war, dass solche Musik nicht täglich auf den Notenpulten des Orchesters liegt, so erfreuten doch die vielen Soli und die breite dynamische Palette. In der zweiten Vorstellung am Freitagabend spendete das Publikum Standing Ovations. Heute. Sonntag. nochmals um 17h in der Tonhalle Sankt Gallen.

Foto Tiroler Landestheater

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