Dass semiprofessionelle Künstler zwangsläufig weniger leisten als Profis, entspricht nicht unbedingt der Realität. Davon konnte man sich überzeugen bei der Matinee des Orchestervereins Götzis am Sonntag. Dieses Ensemble, das für dieses Programm in reiner Streicherbesetzung antrat, gibt jedes Jahr um diese Zeit ein Konzert, dazu am Tag vorher ein Kinderkonzert mit dem Maskottchen „Slugy“. Von Konzertmeister Markus Ellensohn künstlerisch geführt, beeindruckt es durch eine kluge Besetzungsstrategie. An den Stimmführerpulten und auch zwischendrin sitzen Profis, dazu gesellen sich spürbar engagierte und hochmotivierte Musikerinnen und Musiker, die wohl hauptberuflich ganz andere Dinge tun. Die weiteren Erfolgsparameter sind ein mit Bedacht gewähltes Programm sowie – an diesem Sonntagmorgen – ein so sympathischer wie fähiger Dirigent und eine charismatische Solistin. Sie heißen Darius Grimmel und Alesia Varapayeva, beide übrigens als Lehrer an der Musikschule Rankweil tätig. Damit sei das Herzstück des pausenlosen Programms besprochen, das Oboenkonzert von Ralph Vaughan Williams. Es wurde mitten Zweiten Weltkrieg 1944 uraufgeführt, zeigt sich aber eher von der idyllischen Seite. Ruhig und gesanglich erlebt man die ersten beiden Sätze, während der dritte sehr abwechslungsreich durchaus Virtuosität fordert. Alesia Varapayeva eroberte mit ihrem klangvollen, wohlphrasierten Spiel, aber auch mit ihrer Ausstrahlung die Herzen des Publikums und bedankte sich für den reichen Beifall mit einer melodiösen Zugabe. Es war eine Filmmusik von Ennio Morricone, betitelt „Gabriels Oboe“. Das ruhige, gleichsam pastorale Obeonkonzert wurde mit zwei Stücken in ähnlicher Stimmung gerahmt. Es war die „Elegy“ von Edward Elgar zu Beginn und als Abschluss des Programms die „Downland Suite“ des Schotten John Ireland. Die Streicherfassung des 1932 für Blechbläser komponierte Stück entstand 1978. Darius Grimmel, mehrfach musikalisch ausgebildet und tätig, ist bescheiden in seinem Auftreten, aber als Dirigent weiß er, was er will und führt die Musiker mit lebendigen und klaren Gesten, mit beeindruckendem Ergebnis. Denn nicht jedes Profiorchester spielt derart rein in der Intonation und derart klangschön. Somit erlebte das Publikum sicher nicht ohne Überraschung wohlklingende Musik aus Großbritannien in bester Interpretation.
Foto Arno Wohlgenannt
0 Comments