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Oper Zürich: erlebenswerter „Maskenball“

 

Wer erinnert sich nicht an das ikonische Bühnenbild auf der Bregenzer Seebühne in den Jahren 1999 und 2000, mit dem Totengerippe, das ein Buch aufschlägt. Das war Verdis Oper „Ein Maskenball“ oder im italienischen Original „Un ballo in maschera“. In Zürich nun wurde diese Oper von der Walliserin Adele Thomas inszeniert, die den Fokus auf die Gegensätze legt, die hier ganz besonders hervorstechen. Die nämlich zwischen Tragik und Gelächter, zwischen Tragödie und Tanz, und am Ende bei Riccardos Tod, zwischen Verklärung und Schrecken. Gespielt wird die Fassung, die die Handlung vom originalen Schauplatz Stockholm ins ferne Amerika verlegt hat, die Zensur zur Zeit Verdis wollte es so.  Denn der historisch verbriefte Mord an König Gustav von Schweden 1792 sollte nicht auf der Bühne gezeigt werden, zu groß war schon die Unruhe im italienischen Volk nach Verdis „Nabucco“. Adele Thomas und ihr Team platzieren die Handlung zudem ins ausgehende 19.Jahrhundert. So wird das Bühnenbild mehrfach beherrscht von grauen strengen Herren, zu denen der lebensfrohe Gouverneur Riccardo kaum passen mag. Als dieser sich in die Frau seines besten Freundes Renato verliebt, jedoch ihren Wünsch nach moralischer Integrität respektiert, dreht der vermeintlich gehörnte Ehemann durch und erschießt den Gouverneur auf einem Maskenball, auf dem in wunderschönen Kleidern – endlich Farbe – sogar Cancan getanzt wird. Nach einem eher einfallslosen Teil vor der Pause, wo auch die Szene bei der Magierin Ulrica (gesanglich überzeugend: Agnieszka Rehlis) wenig geglückt erschien, lief die Inszenierung in den beiden letzten Bildern zur Hochform auf. Berührende Details und packende Tableaus versöhnten das Publikum und ließen es schließlich jubeln. Frenetisch war der Applaus zu Recht für Tenor Charles Castronovo als Riccardo, Sopran Erika Grimaldi als Amelia und Bariton George Petean als Renato. Sie und die weiteren Sänger des Abends sangen stilgerecht mit Verve und Attacke, zartere Töne hätte man sich auch manchmals gewünscht, vor allem bei Erika Grimaldi. Allenfalls hörte man diese in Riccardos Arie im dritten Akt, die zu Herzen ging. Die von der Schubertiade bestens bekannte Katharina Konradi als Page Oscar hat es mit ihrem wenig schmeichelhaften Kostüm schwer. Dirigent Gianandrea Noseda leitet das Orchester zu dynamisch breitgefächertem Spiel an und führte die Soli und den fabelhaften Chor des Hauses mit sicherer Hand.

Foto: Herwig Prammer

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