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Musiktheater Vorarlberg mtvo Götzis mit Lehárs “Giuditta”

Zuweilen will es der Zufall, dass man zwei sehr ähnliche Werke kurz nacheinander erlebt. So geschehen neulich in Zürich mit Puccinis „La Rondine“ (siehe Bericht dort) und nun mit Lehárs „Giuditta“. Beide Male die melancholische Geschichte einer Frau, die ihre große Liebe sucht und findet, sie aber nicht leben kann, und beide Male ein Stück zwischen Oper und Operette, das sich seltsamerweise im Repertoire nicht durchsetzen konnte.

„Giuditta“ ist das letzte Musiktheaterwerk von Franz Lehár, der 1948 verstarb. Die „Musikalische Komödie“, wie es sie selbst nannte, ist 1934 entstanden, also kurz nach der Machtergreifung der Nazis in Deutschland, einer politischen Epoche, zu der der Meister der „silbernen Operette“ ein zwiespältiges Verhältnis hatte. Dies und vieles mehr hätte ein beflissener Regisseur zum Thema der Inszenierung machen können, ebenso aktuelle Bezüge. Dankenswerterweise sieht Norbert Mladek bei der Produktion des Musiktheater Vorarlberg in Götzis AmBach von derlei Visualisierungen ab. Er überlässt es den Zusehern, etwa den aktuellen Bezug zu assoziieren, den die Achse Italien – Libyen hat, die in der Handlung von „Giuditta“ eine entscheidende Rolle spielt. Und das ist gut so, denn so kann man ganz in die bewegende Liebesgeschichte der Varieté-Künstlerin Giuditta mit dem Offizier Octavio eintauchen und sich von der Heftigkeit, aber auch Unmöglichkeit ihrer Liebe gefangen nehmen lassen. Und das funktioniert die ganzen zweieinhalb Stunden lang, die das Stück dauert. Das liegt aber vor allem an der Bühnenpräsenz der bestens besetzen Hauptrollen, die sowohl darstellerisch wie sängerisch durchwegs überzeugen. Erfrischend ist das sympathische Buffopaar Jana Stadlmayr und Daniel Raschinsky als Anita und Pierrino, während Patrik Horňák als Octavio die Tragik seiner Figur spürbar macht. Sein Auftrittslied, das bekannte „Freunde, das Leben ist lebenswert“, muss man rückblickend ein Stück weit als Selbstsuggestion verstehen. Die Titelrolle schließlich ist mit Bettina Wechselberger, übrigens Musikschuldirektorin in Bregenz, beeindruckend besetzt. Die Leidenschaft dieser nur oberflächlich frivolen Frau versteht man sehr gut, und die Sopranstimme der Steirerin ist wohlklingend und tragfähig, auch in ihrem berühmten Lied „Meine Lippen, sie küssen so heiß“. Die musikalische Gesamtleitung lag in den bewährten Händen von mtvo-Intendant Nikolaus Netzer. Er bewältigt mit dem Orchester zusammen die fast opernhaft-komplexe Partitur aufs Beste, denkt aber zuweilen die Sänger zu. Die vielen weiteren Rollen, die wie so Vieles beim mtvo ehrenamtlich geleistet werden, bringen Farbe ins Geschehen, ebenso die Ballettdamen der Dance Art Company, geleitet von Christine Hefel und der Chor, einstudiert von Darina Naneva.

Ehrenamt ist eine schöne Sache, und die Leute des mtvo gehen damit bis an ihre persönlichen Grenzen. Jedoch angesichts der Tatsache, dass das Vorarlberger Landestheater seine jährliche Opernproduktion nicht mehr finanzieren kann, gibt dies allerdings zu denken. Kann sich so ein wohlhabendes Land wie Vorarlberg das von vielen Menschen gewünschte Musiktheater nur mehr auf Vereinsbasis leisten oder sieht es Musik und Kultur als essentiellen Bestandteil unseres Lebens?

Foto: mtvo Tobias Gmeiner

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