Nicht nur die Schubertiade, auch die Reihe „Musik in der Pforte“ beschäftigt sich immer wieder auch mit Franz Schubert. Im aktuellen Konzert hört man eine Klaviersonate Schuberts in einer Transkription für Streichsextett und eine der „Schönen Müllerin“ für Streichquintett und Tenor. Ich habe die öffentliche Generalprobe am 19.9.2019 besucht, das Konzert wurde tags darauf im Pförtnerhaus der Stella Matutina in Feldkirch gegeben und weiters im Frauenmuseum Hittisau, obwohl es weder thematisch noch von der überwiegend männlichen Musikerriege kaum etwas mit diesem zu tun hat.
Offenbar haben wir die Ära absoluter Werktreue in der klassischen Musik hinter uns, denn Bearbeitungen sind im Trend. Beweggrund für eine solche ist etwa, dass ein Musiker Stücke, die ihm gefallen, auf seinem Instrument spielen möchte. So ergeht es auch Klaus Christa, dem Leiter von „Musik in der Pforte“, der in seiner Moderation meinte, dass Franz Schuberts reiches Kammermusikschaffen für ihn immer noch zu wenig sei. Also hat der Cellist von Christas Epos:Quartett, Francois Poly, Bearbeitungen hergestellt, von der Klaviersonate D894, dann vom Klavierpart vom Liederzyklus „Die schöne Müllerin“. Den Musikern hat das Spiel dieser für sie neuen Werke sicher Freude gemacht, und sicher hat der Sänger sich im weichen Klangbett der Streicher wohl gefühlt. Doch der Gewinn der Bearbeitungen auf Hörerseite ist dürftig, im Gegenteil. Vieles ist dick und zäh, die Behändigkeit und Trennschärfe des Klavierklangs vermisst man. Viel Freude hatte man mit dem Weltklasse-Tenor Rainer Trost, der trotz Indisposition wunderbar sang und souverän gestaltete – Rainer Trost hat an mehreren großen Opernhäusern Hauptrollen im lyrischen Tenorfach verkörpert und war Oratorien zu erleben, etwa als Evangelist in den Passionen Bachs. Der 52jährige unterrichtet nun an der Musikuniversität in Wien. Freude machte auch der Variationensatz des Forellenquintettes von Schubert, der außer Programm gegeben wurde. Die treffliche Pianistin Akiko Schiochi stand nämlich bereit, um bei einer Absage des Tenors, die vor dem Konzert im Raum stand, einzuspringen. Hier erlebte man, wie feinsinnig und klangsicher Schubert mit einem Streichersatz umgegangen ist – kein Vergleich zu den von Poly bearbeiteten Werken. Wenn Schubert diese Werke, dies Klaviersonate und eben die Begleitung des Tenors bei der „Müllerin“ für Streicher gewollt hätte, so hätte es geschrieben, denn es waren ja keine Auftragswerke. Und sicher nicht gewollt hat Schubert die Lesung der weiteren Texte des Gedichtzyklus von Wilhelm Müller. Schubert wusste genau, warum er sie eben nicht vertonte, nämlich weil sie in seine ganz spezielle Ausdruckswelt nicht passten. Und so nett und brav, wie Evelyne Kelner-Fuchs sie las, waren sie überhaupt nicht gemeint, wenn, dann ironisch. Somit ein Konzert mit hohem Anspruch, der nur zum kleinen Teil eingelöst wurde.
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