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Münchner Kammerorchester: Herausforderung und Freude

 

Das dritte Abokonzert von Dornbirn Klassik bestritt das Münchner Kammerorchester, das für besondere Programme steht.

Mehrfach schon war das Münchner Kammerorchester in Dornbirn zu Gast, und immer bringt es besondere Musik mit, meist gemischt zwischen Neuer und Alter Musik. Am Dienstagabend im Kulturhaus war es der Kontrast zwischen Luciano Berio, geboren 1925, und Mozart. Dazwischen gab es die Begegnung mit dem tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů und seinem Oboenkonzert. Bei Vorarlberger Musikfreunden klingelt es bei diesem Namen, gab es doch um die Jahrtausendwende in Bregenz zwei bemerkenswerte Opernproduktionen mit Werken des Tschechen. Es waren die Opern „Julietta“ und „Griechische Passion“. Das letztgenannte Werk sorgte auch jüngst bei den Salzburger Festspielen für einen bewegenden Opernabend. Das Oboenkonzert, das in Dornbirn erklang, bereitete reine Freude, weniger wegen des Werks an sich– es ist ein von insgesamt dreißig Solokonzerten Martinůs, die oft Gelegenheitskompositionen sind, sondern wegen des fulminanten Solisten François Leleux. Der in München lebende Franzose, übrigens Ehemann der Stargeigerin Lisa Batiashwili, brachte das Publikum zum Jubeln. Er tanzte mit seinem Instrument, er ließ es singen, jauchzen und wenige Male auch flüstern, stets mit Freude, ja Humor – der Begriff „Ernste Musik“ wurde hier Lügen gestraft. Umso sorgenvoller kam das erste Werk des Abends daher, das „Notturno“ von Luciano Berio. Es ist ein Stück aus einer Epoche, in der es verpönt war, Musik zu schreiben, die dem Publikum gefällt. Inspiriert wurde „Notturno“ von Paul Celan, dessen Dichtungen eng mit den Schrecken des Naziregimes verbunden sind. Demnach ist dieses „Nachstück“ alles andere als idyllisch. Seine Klänge sind schmerzend und verstörend, und es dauert viel zu lange. Die Dornbirner zollten der Leistung des Orchesters Respekt und applaudierten höflich. Nach der Pause gab es mit Mozarts „Haffner-Serenade“ nur scheinbar Entspannung. Denn am Pult des Münchner Kammerorchesters stand Enrico Onofri, lange Zeit Konzertmeister des Originalklangorchesters „Il giardino armonico“, das für seine keineswegs

Enrico Onofri

glättenden, viel mehr aufwühlenden Deutungen von Barockmusik und der Wiener Klassik bekannt ist. Und auch in dieser Serenade, die Mozart zwanzigjährig in Salzburg schrieb, arbeitete der elegant agierende Italiener die starken Hell- Dunkel-Kontraste, also das Chiaro-oscuro, besonders heraus, setzte markante Akzente und ließ so manches der mehrfachen Menuette auftrumpfen. Doch gab es auch Raum für schöne Soli, wo die fabelhaften Musiker des Münchner Kammerorchesters ihre Musikalität zeigen konnten. Die Konzertmeisterin sei da genannt, oder die Flötistin und der Oboist. Apropos Oboe: auch François Leleux wählte als Zugabe Mozart. Er spielte mit dem Orchester die berühmte Arie der Königin der Nacht aus der „Zauberflöte“. Er bliebt damit dem Jahresmotto des Münchner Kammerorchesters treu, das sich auch durch dieses Programm zog, und das „Nachtwache“ lautet.

 

Foto wikipedia

 

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