Die Kammerphilharmonie Vorarlberg wurde 2018 von Stefan Susana gegründet und folgerichtig KV 2018 genannt. Wenn man dabei an Mozart denkt, liegt man richtig, denn dieser Komponist steht im Zentrum der Programme, So auch an diesem Wochenende, Coronabedingt in der kleinen Besetzung eines Streichtrios. Die Konzertorte waren die Kirche in Weiler und beim dritten Konzert die in Sulz.
Dass Wolfgang Amadé Mozart immer wieder finanzielle Probleme hatte, ist bekannt. Besonders trifft dies auf seine letzten Lebensjahre zu, wo er insbesondere vom seinen Logenbruder Puchberg immer wieder Geld pumpen musste. Für diesen schrieb er das Divertimento in Es-Dur KV 563, dessen Gattungsbezeichnung eine Untertreibung wohl wegen der besseren Vermarktbarkeit ist, denn es ist in Wahrheit das komplexeste Kammermusikwerk Mozarts. Wegen seiner Aufführungsdauer von einer dreiviertel Stunde, seinen sechs charakterlich sehr verschiedenen Sätzen und nicht zuletzt seinen spieltechnischen Herausforderungen ist es weit mehr als eine unterhaltene Musik, wie es der Titel „Divertimento“ suggeriert.
Mit dem Divertimento in der weihevollen Tonart Es-Dur verbinde ich ein wunderbares Erlebnis. Einige wenige Jahre lang gab es Konzerte der Schubertiade im Hotel Post in Bezau – in einem nicht sehr geeigneten Saal, der durch die temporäre Adaption einer Tennishalle bereitgestellt wurde. In diesem Saal gab es eines Abends ein Konzert mit Gidon Kremer und seiner Kremerata Baltica, in dessen zweitem Teil eben das Divertimento KV 563 erklingen sollte. In der Pause fiel plötzlich im ganzen Haus das Licht aus, und es ließ sich nicht wieder herstellen. So suchte man alle Kerzen zusammen, die im Hotel vorhanden waren, und beleuchte damit den Saal notdürftig. Ein unvrergseeliches Erlebnis, denn vermutlich erklang dieses besondere Werk in so zauberhafter Atmosphäre allenfalls zur Zeit Mozarts.
Nun aber zurück zum vergangenen Wochenende in Weiler, wo der künstlerische Leiter der KV 2018 Stefan Susana als Cellist, Sakura Ito an der Viola und Karoline Wocher an der Violine haben dieses Divertimento aufgeführt haben – ein Wagnis also, das aber mehr als überzeugend gelang. Besonders die Geigerin Karoline Wocher ließ aufhorchen. Sie ist gerade einmal dreiundzwanzig Jahre alt, stammt aus einer Vorarlberger Musikerfamilie und studiert in Leipzig. Ihr Ton und ihre Phrasierungskunst sind bereits derart ausgereift, dass man eine solche Leistung auch von weit arrivierteren Musikern dankbar begrüßen würde. Stefan Susana am Violoncello steht ihr kaum nach und überzeugt durch seine klare Intonation und seine Einfühlsamkeit. Sakura Ito mit der Viola blieb da etwas im Hintergrund. Doch möglicherweise täuschte hier die Kirchenakustik, auf meinem Platz vorne seitlich. Alle drei Musiker boten ein beglückendes Miteinander und machten so dieses komplexe Werk zum Erlebnis. Ihr klares Spiel kam sicher auch den Menschen im Publikum entgegen, die nicht täglich mit klassischer Musik umgehen. Und in ihrer Bescheidenheit würden sie sagen, dass sie das Stück „so ganz hörbar executieret“ haben, so wie Mozart an seine Frau Konstanze schrieb, nachdem er einmal dieses Divertimento aufgeführt hatte, an der Bratsche übrigens.
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