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Martha Argerich: Seit sechs Jahrzehnten ein Star der Klassik

Starpianistin Martha Argerich und das Orchester EPOS unter Charles Dutoit waren erneut in Vaduz zu Gast. Ein großes Ereignis!

Schon vor zwei Jahren konnte man sie in Vaduz erleben: Weltstar Martha Argerich mit der „European Philharmonic of Switzerland“, kurz EPOS unter Charles Dutoit. Und damals schon hatten der Dirigent und die Pianistin, die einmal ein Ehepaar waren und sich offenbar immer noch gut verstehen, ein erstaunliches Alter. Nun sind sie siebenundachtzig beziehungsweise zweiundachtzig Jahre alt und versprühen eine Energie, die ihresgleichen sucht. Im Zentrum des Programms in Vaduz am Samstagabend stand Robert Schumanns Klavierkonzert in a-Moll, das er für seine Frau Clara geschrieben hat und das wohl eines der schönsten seiner Gattung in der gesamten Musikgeschichte darstellt. Martha Argerich hat dieses Konzert oft aufgeführt und auch eingespielt. Meine Lieblingsaufnahme ist – wen wunderts – die mit Nikolaus Harnoncourt. Übrigens die einzige Zusammenarbeit dieser beiden Giganten. Harnoncourt war ja, nach eigenen Worten „kein Klaviermensch“ und tat sich jahrelang schwer, einen zu ihm passenden Pianisten zu finden.

Beim Konzert in Vaduz, bei dem übrigens der neue Steinway-Flügel des Saals eingeweiht wurde, gingen viele interpretatorische Impulse von Martha Argerich aus. Etwa die dynamischen Steigerungen, die oft auch mit zunehmender Rasanz im Tempo verbunden waren, und überhaupt die große Rubato-Freudigkeit, die sich nur derart versierte und stilsichere Interpreten wie die Argerich leisten können. Die frappierende Wachheit der Darbietung oder auch das Geben und Nehmen mit dem Orchester und verschiedenen seiner Soloinstrumente, rissen das Publikum im ausverkauften Saal von den Sitzen und bewegten die Solistin zu einer Zugabe, einem barocken Stück, das Bezug nahm auf das Werk, das das Orchester unter Charles Dutoit eingangs spielte. Es war Maurice Ravels „Le tombeau du Couperin“ nach Tanzsätzen des großen französischen Cembalisten Francois Couperin, der bei Louis XIV in Diensten war. Nach der Pause stand Beethovens „Siebente“ am Programm, die Richard Wagner als die „Apotheose des Tanzes“ bezeichnete – übrigens, Tanz war nicht die einzige Querverbindung in diesem sinnreich zusammengestellten Programm. Auch die Trauermusik ist eine Verbindung, denn wie Ravels eingangs gespieltes Stück ist auch der zweite Satz von Beethovens Siebenter eine Trauermusik, also ein Tombeau.

Hier bei Beethoven also konnte sich das Orchester „The European Philharmonic of Switzerland“ präsentieren, das aus jungen Musikern bis zum Alter von fünfunddreißig Jahren zusammengestellt ist, die zuvor im renommierten „Gustav Mahler Jugendorchester“ gespielt haben und nun Großteils in Berufsorchestern engagiert sind. Unter Dutoits sehr lebendigem und souveränen Dirigat gelang eine Interpretation, die vor allem durch ihre Ausdrucksvielfalt überzeugte, wenn auch das Forte im relativ kleinen Vaduzer Saal etwas knallte. Leichte Intonationstrübungen bei den Violinen oder die klanglich nicht immer prägnanten Holzbläser ließen nicht die Begeisterung für die Orchesterleistung aufkommen wie vor zwei Jahren. Dennoch jubelte das Publikum. Beethovens „Siebente“ ist einfach immer wieder großartig!

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1 Comments
  • Dietschi Jörg
    1 year 1 month ago

    Wunderbar geschriebene Rezension! Gratuliere und herzlichste Grüsse! Jörg

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