Fast allen Klassik-Veranstaltern entlocken die Corona-bedingten Einschränkungen Wehklagen. Nicht so Marlies Wagner vom Lech Klassik Festival. Sie erkannte, dass großartige Sänger und Musiker in diesem Sommer frei waren und stellte im sport.park.lech eine „Special Edition“ vor, die sich hören lassen kann.
Zu Beginn des Eröffnungskonzertes zollte man dem Jahresregenten Beethoven Tribut, Seine Musik hätte in diesem Jahr, seinem 250.Geburtstag, das Festival bestimmt, wäre denn alles normal. Doch nun standen aufgrund von Absagen, etwa der Bayreuther Festsipele, zwei Weltstars der Oper zur Verfügung, die ihr eigenes Programm mitbrachten: Camilla Nylund, Sopran und Piotr Beczała, Tenor. So hörte man nach pianistischen Darbietungen im Zeichen Beethovens durch Jasminca Stančul und Gottlieb Wallisch sowie dem vortrefflichen Lech Festival Orchestra unter Michael Güttler eine tolle Operngala. Letzterem sei hier ein dickes, wenn auch pauschales Lob ausgesprochen für sein umsichtiges Dirigat.
Der Reigen der eindrucksvollen Opernausschnitte wurde eröffnet durch den Wiener Bass Stefan Cerny, der den Vergleich mit seinen promienten Kollegen nicht scheuen musste. Seine lebendige Gestaltung, die klare Diktion und der Wohlklang seiner Stimme nahmen sofort für ihn ein. Dann kam Camilla Nylund und eroberte mit zwei höchst feinsinnig gestalteten Höhepunkten ihres Repertoires, dem „Mondlied“ aus Dvořaks „Rusalka“ und dem „Ave Maria“ aus Verdis „Otello“ die Sympathie des Publikums im Sturm, ehe sie zusammen mit Pjotr Beczała Duette und Arien aus Puccinis „Tosca“ vortrug.
Unvergleichlich war die Strahlkraft und der Schmelz in der Stimme des Tenors! Auch die Sopranistin gestaltete die temperamentvollen Ausbrüche dieser schillernden Opernfigur überzeugend, doch ihre Stärke liegt im lyrischen Bereich.
Nach der Dramatik der „Tosca“ kam als Zugabe Operette – zur Entspannung. „Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt“ fragten sich Camilla Nylund und Pjotr Beczała nach Noten von Franz Léhar. Jobst Schneiderat hat am Klavier begleitet und auch im Orchester zuvor einige Instrumente ersetzt, etwa die Harfe bei „Rusalka“
Noch bis Sonntag gibt es weitere Konzerte dieser Art, ein Muss für Opernfans! Denn eine wirklich große Opernstimme so nah und direkt zu erleben, ist ein unglaubliches energetisches Erlebnis.
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