Mit Konzerten außerhalb seines Abozyklus tastet sich das Symphonieorchester Vorarlberg in den Konzertbetrieb zurück, den es bald wieder regulär aufnehmen will. Am Wochenende präsentierte es ein strahlendes, wenngleich wenig durchdachtes Programm im Montforthaus Feldkirch, zweimal vor je einhundert Hörern.
Ob sich der australische Dirigent Nicholas Milton bewusst war, dass an derselben Stelle, an der er das Symphonieorchester Vorarlberg mit Beethovens „Eroica“ dirigierte, im Jahr 1990 sein Fast-Namenskollege Nikolaus Harnoncourt stand und ebenfalls diese Symphonie zu Aufführung brachte, damals mit dem Chamber Orchestra of Europe? Und dass, als die gesamten Beethoven-Symphonien unter Harnoncourt mit dem COE gleich darauf als CD erschienen, die englische Presse diese Aufnahme schlicht als „The best of all Beethovens“ lobte? Eine Steilvorlage also für Nicholas Milton und das SOV, der sie begeisternd gerecht wurden. Denn diese „Eroica“ war präzise musiziert, mit großer dynamischer Bandbreite und mit Tempi, die fesselten. Strahlenden Ecksätzen und dem einem sportlich musiziertem Scherzo stand ein sehr langsamer, tief empfundener Trauermarsch gegenüber. Eine farbenreiche und sprechende Interpretation mit vielen schönen Soli aus den Reihen des Orchesters! Das alles löste sicher in jedem der Zuhörerinnen und Zuhörer starke Bilder aus, und es war ein zündendes Musikerlebnis, das das Publikum mit allerhand Bravos feierte. Der Dritten Symphonie Beethovens in Es-Dur, der „Eroica“ also, ging das Klavierkonzert in F-Dur KV 459 von Mozart voraus, das man mit Spannung erwartete. Denn Aaron Pilsan, aus Dornbirn stammend und nun international auf hohem Niveau tätig, spielte den Solopart – ein, wie sich herausstellte, nicht gleichwertiger Ersatz für sein Rezital, das er Ende Mai bei der Schubertiade hätte geben sollen. Doch das lag nicht an Pilsan, sondernd daran, dass das Stück nicht glücklich gewählt war, denn weder in der Tonartenfolge noch motivlich hatten die beiden Werke des Programmes irgendwas miteinander zu tun. Auch lag es daran, dass man sich an das neue Montforthaus als Konzertsaal einfach immer wieder anwärmen muss. So erfreute Aaron Pilsan zwar von Anfang an mit seinem klaren Anschlag und seiner engagierten Kontaktnahme mit den Musikerinnen und Musikern des SOV, doch so richtig in den Flow kam die Musik erst im dritten Satz, der allerdings auch von der Komposition her der interessanteste ist. Mit „Alla turca“, dem Schlusssatz der Sonate in A-Dur KV 331 von Mozart, angereichert mit dem Klang eines Tambourin, bedankte sich Aaron Pilsan. Ein kurzer Blick ins Aboprogramm der neuen Saison verspricht spannende Konzerte (www.sov.at), vor allem aber die Vollendung des Mahler-Zyklus durch Kirill Petrenko.
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