Die Liederabende von Anne Sofie von Otter bei der Schubertiade waren immer etwas Besonderes. Da denkt man an ihr bewegendes Programm mit Musik aus Theresienstadt oder am ihren fröhlichen Schwedischen Mittsommer vor mehreren Jahren. Genauso frisch, natürlich und wunderhübsch wie damals sah sie auch am Dienstagnachmittag aus, und obwohl das Programm ganz anderes war, ging man mit einem ähnlichen Gefühl verzauberter Leichtigkeit aus dem Konzert hinaus.
Einen großen Anteil an dem so wunderbaren Eindruck hatte der Pianist Kristian Bezuidenhout, der auf einem Hammerflügel spielte, einem Nachbau eines Instrumentes aus der Werkstatt Conrad Graf von 1819. Der intime Klang, die tiefere und auch ältere Stimmung (nicht wohltemperiert) grundierten den Mezzosopran Frau von Otters mit Zartheit, brachten die Charaktere der Tonarten aufregend zur Geltung und gaben den Klavierstücke von Franz Schubert, die zwischen den Liedgruppen erklangen, Intimität. Besonders sinnfällig wurde die Besonderheit des Klanges und somit der Gegensatz zu dem normalerweise gebrauchten Konzertflügel bei den Liedern, die schon in die Romantik weisen, etwa die der schwedischen Komponisten Franz Berwald und Adolf Frederik Lindblad oder Schuberts Im Walde. Wenn also jemand dachte, dass die dreiundsechzigjährige Sängerin den Hammerflügel nur wegen der Schonung ihrer Stimme gewählt hatte, irrt gewaltig. Denn Anne Sofie von Otter gebietet nach wie vor über ihre Mittel, hat sich aber, und das ist wirklich bemerkenswert, bei all den Opernpartien, die sie an großen Häusern gesungen hat, einen natürlichen Klang bewahrt, der den Liedern entgegenkommt und sie als das sieht, was sie ursprünglich waren: kleine Kostbarkeiten zum intimen Musizieren. Das gilt für Mozarts Lieder, mit denen das Programm begann, ebenso wie für Schubert oder die genannten Schweden. Anne Sofie von Otter ist aber viel zu sehr der Bühne verbunden, um nicht auch bei Liedern eine große Ausdrucksvielfalt an den Tag zu legen und dabei auch einmal stimmlich aufs Ganze zu gehen. Und mehr und mehr setzte sich auch ihre schauspielerische Ader durch und schuf köstliche Momente, nicht zuletzt auch bei den drei Zugaben. Was die Themen betrifft, so beinhaltete ihr Programm alles, von der Traurigkeit der Abendempfindung von Mozart oder Schuberts Viola und So lasst mich scheinen bis zur Fröhlichkeit bei einem Lied Berwalds oder der Zugabe An die Laute von Schubert und schließlich dem Song aus Leonard Bernsteins Candide. Diese Vielfalt bedeutete aber nicht Beliebigkeit, sondern ein Abbild des Lebens, durchschritten von den beiden Künstlern mit einer Leichtigkeit, die man sich nur wünschen kann.
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