Ein Festival für und mit Kian Soltani

Zeitgleich mit den Bludenzer Tagen zeitgemäßer Musik (siehe vorangehender Artikel auf dem Blog) bot die Propstei Sankt Gerold ebenfalls Neue Musik an, kuratiert vom prominenten, aus Vorarlberg stammenden Cellisten Kian Soltani. Kian ist auch Jazzfan und lud daher auch David Helbok in seine Reihe ein, doch zur Eröffnung am Freitag gab es Klänge rund um die Minimal Music. „Invention of Minimal Tradition“ nannten die Musiker das Konzert um 18 Uhr, das die Reihe eröffnete, und tatsächlich waren alle diese Parameter im Konzertprogramm vertreten.

„Invention“, also Erfindung gab es, da vor dem Streichquartett von Bernd Alois Zimmermann improvisiert wurde. Aber das Werk selbst lässt in seiner zuweilen fast tonalen Harmonik und seinen spätromantischen Klanggestus daran denken, dass in dem Jahr, als es komponiert wurde, nämlich 1944, noch Richard Strauss gelebt hat und geschrieben hat, also trifft hier „Tradition“ zu. Und im Zentrum des Programmes stand ein Stück reinster Minimal Music, nämlich das Streichquartett „Mishima“ von Phil Glass. Es ist die Essenz einer Filmmusik und ist, wie der Geiger Marc Bouckov betonte, nicht minimal an Energie, vielmehr maximal. Er hat Recht, denn diese pulsierenden, sich kaum verändernden Klänge katapultieren die Hörer in einen besonderen Bewusstseinszustand und sind pures Leben, denn dieses verläuft letztlich ebenfalls in pulsierenden Rhythmen. Weniger lassen sich in den Dreiklang „Invention, Minimal, Tradition“ die Werke des 1962 geborenen Cellisten und Komponisten Giovanni Sollima einordnen. Jedoch unterstreichen sie die pure Musizierlust, die den Musikern des Abends zu eigen ist. Denn bei all ihrer Komplexität in der Komposition klingen sie einmal wie Tanzbodenmusik, ein andermal tönt es wie von einer Rockband.

An diesem tollen Konzert wirkten neben den bereits genannten noch die Geigerin Liya Petrova und der Bratschist

Adrien Boisseau mit, alles junge Interpreten von hohem Rang, so wie Kian Soltani einer ist. Der exklusive Zuhörerkreis im Innenhof der Propstei spendete Standing Ovations.