Mit jubelnden Beifallsstürmen nahm das Publikum am Sonntagabend im Theater am Kornmarkt die Premiere „Maria Stuarda“ von Gaetano Donizetti auf, eine Co-Produktion des Vorarlberger Landestheaters mit dem Symphonierochester Vorarlberg.
Die Auseinandersetzung der beiden königlichen Rivalinnen Elisabeth I und Maria Stuart, die mit der Hinrichtung der Letztgenannten endet, ist ein brisanter Stoff fürs Theater. Auch bei der sonntäglichen Premiere des Vorarlberger Landestheaters verfehlte diese tragische Geschichte, hier im Gewand einer italienischen Belcanto-Oper, ihre Wirkung nicht. Zuallererst lag das an den beiden brillanten Hauptdarstellerinnen, Sofia Soloviy als Elisabetta und Eva Borodovà als Maria Stuarda. Die eine maskulin im hochroten Hosenanzug, jedoch mit den typischen tizianroten Haaren, die andere dezenter, weiblicher, aber in der direkten Konfrontation mit ihrer Rivalin zu einem derart aufwühlenden Ausdruck sich steigernd, dass man diese Szene so rasch nicht vergessen wird. Borodovà ist überhaupt ein Stimmwunder. Eigentlich ein hoher Sopran, verfügt sie gerade im tiefen Register über Klangfarben, die einem den Atem rauben. Soloviy als Elisabetta führt ihren Sopran strahlend und gebieterisch, lässt aber auch zarte Töne zu, denn sie ist ja nicht nur Königin, sondern auch Liebende. Unterstützt werden die Beiden sowie die weiteren Sänger Lucija Varsic, Hyonduk Kim, Andrii Ganschuk und Gabriel Wernick von der klugen Regie von Teresa Rotemberg, die mit klarer Gestik die jeweiligen Charaktere zeichnet und die Figuren so schlicht wie nachvollziehbar führt. Eine großartige Arbeit! Das Bühnenbild und die Kostüme von Sabina Moncys gehen damit Hand in Hand, etwa wenn man zuerst moderne Kostüme sieht, aber im überhöhenden Schlussbild Maria und ihre Vertraute Anna in historischen Kleidern erscheinen. Am Dirigentenpult hält Arturo Alvarado die Fäden sicher in Händen. Das Symphonieorchester Vorarlberg spielt elastisch und klangschön, was bei der heiklen Akustik des Kornmarkttheaters nicht leicht ist, und der Bregenzer Festspielchor, einstudiert von Benjamin Lack, erfüllt seine nicht allzu große Aufgabe gut. Gerade nach diesem Abend ist es nicht zu verstehen, warum die Opernproduktion unseres Landestheaters künftig nur noch alle zwei Jahre stattfinden soll.
Foto Anja Koehler
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