Reine Herzen – reine Klänge
Es lohnt sich immer, von Vorarlberg aus in die wunderschöne Stadt Sankt Gallen zu fahren. Mehr noch, wenn im prachtvollen Dom ein hochkarätiges Konzert angeboten wird. Auf Einladung des Collegium Instrumentale der Kathedrale sangen Daniel Johannsen und Dorothee Mields frühbarocke Duette.
Auch wenn die zarten Klänge der Barockinstrumente und der schlanken Stimmen in einem intimeren Raum besser zur Geltung gekommen wären, so war dieses Konzert im Dom von Sankt Gallen ein Ereignis. Die Musik war sicherlich inspiriert durch den Kirchenraum, denn Architektur, Malerei, Bildhauerei und Musik verbanden sich zu einem Gesamtkunstwerk. Tatsächlich hört man sehr selten die Vokalkompositionen des norddeutschen Frühbarocks derart lebendig und ausdrucksstark. Doch vielleicht tut man den Sängern dieser Aufführung, nämlich Dorothee Mields und Daniel Johannsen, mit dieser Feststellung gleichzeitig Unrecht, denn gerade der Tenor hat oft, vielfach auch in Vorarlberg, seine herausragende Gestaltungsgabe bewiesen. Unter dem Titel „Schaff in mir, Gott, ein reines Herz“ sagen Mields und Johannsen mit wundervoll harmonierenden Stimmen Duette von Samuel Scheidt und Heinrich Schütz. Dass diese voll der Klangrethorik sind, erlebte man sinnfällig, wenn etwa das „Elend“ mit dunklen Klängen gezeichnet wird oder die „Freude“ mit Koloraturen wie helles Lachen. Michael Wersin als Gesamtleiter ist die flexible Agogik zu danken, zudem ihm und seinem Ensemble zwei vielschichtige Sonaten des Österreichers Johann Heinrich Schmelzer.
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