Das heimische Barockorchester Concerto Stella Matutina erfreute sein Publikum mit Adventkantaten von Johann Sebastian Bach. Überzeugend dirigiert hat Martin Steidler, gesungen hat das Ensemble LauschWerk aus München. Charmant war die Zugabe, das die Münchner dem Gastgeber widmeten. Es war Michael Praetorius’ Lied “Wie schön leucht’ und der Morgenstern” – schließlich heißt Stella Matutina Morgenstern.

Gerade zur Weihnachtszeit haben viele Menschen das Bedürfnis nach spirituellen Inhalten. Nicht alle finden dies in den Kirchen, viele aber in der Musik. Dass es dabei nicht immer Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“ sein muss, zeigte das Barockorchester Concerto Stella Matutina in seinem Abokonzert Nr.5 am Freitag und dem gestrigen Samstag auf der Kulturbühne AmBach in Götzis. Zusammen mit dem Vokalensemble „LauschWerk“ aus München musizierte es drei Adventkantaten von Johann Sebastian Bach. Dieser hatte an seinen Dienststellen in Weimar und dann in Leipzig den Auftrag, für fast jeden Sonntag des Kirchenjahres eine neue Kantate zu schreiben, einzustudieren und aufzuführen. Das ist eine kaum vorstellbare Leistung für uns Heutige, die wir diese Musik in Aufführungen bester Qualität zu hören gewohnt sind. Und diese Aufführung in Götzis war wunderbar, nicht zuletzt dank der Leitung durch Martin Steidler, einem bestens qualifizierten Chorleiter, der auf Arbeiten auf höchstem Niveau zurückblicken kann. Sein Ensemble „Lauschwerk“ besteht aus neunzehn jungen Sängerinnen und Sängern, die am Beginn einer solistischen Laufbahn stehen. Der Gesamtklang des Chores war überwältigend gut, es wurde hervorragend phrasiert und artikuliert. Doch dass diese jungen Leute auch die Soli stellten, die die vielen Rezitative und Arien der drei Kantaten sangen, warf Fragen auf. Denn einige der Stimmen waren doch zu zart oder auch zu wenig ausdrucksstark. Vielleicht liegt das aber durchaus in der Absicht des erfahrenen Martin Steidlers, denn auch Johann Sebastian Bach hatte bei seinen Aufführungen keine Opernstimmen zur Verfügung. Seine Soprane waren sogar Knaben, war es doch damals vielerorts noch undenkbar, dass Frauen ihre Stimme in der Kirche erklingen ließen. So konnte man dem Gesang von Helene Gastl durchaus Einiges abgewinnen, denn ihre Stimme war zwar klein, aber schön und beeindruckend koloratursicher. Gereifter klang Veronika Würfl mit der Arie „Öffne Dich“ aus der Kantate „Nun komm, der Heiden Heiland“, und auch Korbinian Schlag wusste mit seiner Arie „Willkommen, werter Schatz“ zu überzeugen. Diese war aus der Kantate „Schwingt freudig euch empor“, die dem Konzert auch den Namen gab. Die dritte Kantate war „Bereitet die Wege, bereitet die Bahn“ und stand am Beginn des Konzertes. Wie Organist Johannes Hämmerle sehr gut ausführte, standen alle diese drei Kantaten in inhaltlichem Zusammenhang. Diese Inhalte sind zum einen erkennbar am Kantaten-übergreifenden Choral „Nun komm, der Heiden Heiland“, einem der wesentlichen Adventchoräle der evangelischen Kirche, zum anderen durch zahlreiche Klangsymbole. Da war etwa in der zweiten Kantate das Anklopfen Jesu an die Herzenstüre des Menschen sowohl im Orchester als im Gesang vernehmbar, oder das titelgebende Aufschwingen der dritten Kantate als jubelnde Aufwärtsbewegung im Eingangschor. Zwei Beispiele von vielen.
Johannes Hämmerle war an der Orgel Teil des in der Barockmusik essenziellen Basso continuos, dem weiters Gerlinde Singer und Antonia Neussl, Violoncello angehörten, dazu Barbara Meditz am Fagott und Matthias Scholz am Kontrabass. Bezaubernd waren die Soli des Oboisten Ingo Müller und des Konzertmeisters David Drabek, Violine. Und dem ganzen Concerto Stella Matutina sei ein großes Lob gespendet, denn so schön und exquisit hat es noch selten geklungen. Nicht nur das Ländle-Publikum kann sich an diesem Konzert erfreuen, sondern auch Menschen in Bozen und Trient, wohin das CSM und das „Lauschwerk“ zu Gastspielen reist.
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