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Bregenzer Meisterkonzert vom 10.Oktober

Barock mit russischem Akzent

Barockmusik und Russland, diese Verbindung war lange unvorstellbar. Verbindet man doch mit russischer Musik unendliche Legatobögen, großen Klang und ein vibratoreiches Spiel bei den Streichern. Doch spätestens seit dem Opernwunder von Perm am Ural durch Teodor Currentzis, vor allem mit Mozart, weiß man, dass in Russland auch fabelhafte und hoch innovative Zugänge zur Alten Musik möglich sind. Solches erlebte man am Dienstagabend in Bregenzer Festspielhaus mit dem etwa zehnköpfigen Ensemble „La voce strumentale“ unter der Leitung des Geigers und Sängers Dmitry Sinkowsky. Auch wenn das Festspielhaus akustisch nicht wirklich ideal ist für Alte Musik, so genoss man doch in vollsten Zügen die Spielfreude bis hin zu stupender Virtuosität, den Farbenreichtum, aber auch die Poesie, zu der diese Truppe fähig ist und die sie in die vorderste Reihe der Barockensembles stellt. Kein Wunder, dass da der wohl größte Barocklautenist unserer Zeit, Luca Pianca, gerne mit von der Partie ist und als Continuo-Spieler fungiert, wie auch als Solist bei Vivaldi. Dieser Komponist stand neben Händel im Zentrum des klug zusammengestellten Programms, dazu Telemann, dessen 250.Todestag wir heuer begehen, Corelli und Nicola Porpora. Letzterer, Lehrer des berühmten Kastraten Farinelli, war mit einer atemberaubenden Arie vertreten, die die russische Sopranistin Julia Lezhneva begeistern darbot. Ihre gestochenen Koloraturen in unglaublicher Rasanz, dazu ihr leuchtendes Timbre in allen Lagen machen sie zur überragenden Erscheinung am Sängerhimmel. Doch diese mädchenhaft hübsche junge Frau kann auch unglaublich innig werden, wie etwa bei Händels „Salve Regina“. Lezhneva wie auch dem gesamten Ensemble ist zuzuschreiben, dass sie den Ausdruckgehalt der Musik maximal ausreizen. Das können nur die ganz Großen, es setzt eine tiefe Kenntnis der Affektenlehre dieser Epoche voraus. Auch Klangmalerei gehört dazu, wie in der wundervollen Arie „Zeffiretti“ von Vivaldi, bei der man die zarten Winde auch von den Instrumenten so richtig spürte und den Geiger Sinkowsky als singendes Echo erlebte. Als Sänger – erstaunlich diese Wandlungsfähigkeit – ließ er seinen Altus auch hören im Duett mit der Sopranistin bei einer der drei Zugaben, einem Stück aus Händels Oper „Tamerlano“. Ein unüberbietbar großartiges, begeisterndes Konzert und ein glanzvoller Einstand für die Bregenzer Kulturamtsleiterin Jutta Dieing, die damit ihre erste, ausschließlich von ihr verantwortete Saison eröffnete.

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