Prag ist ein Hotspot der Kultur und hat dementsprechend viele Ensembles, die sich der klassischen Musik widmen. Das Prague Royal Philharmonic Orchestra dürfte mit seinem Gründungsjahr 2017 eines der jüngsten sein. Das „Royal“ im Namen macht stutzig. Es bezieht sich auf die Epoche, in der Rudolph II, Kaiser von Österreich und König von Böhmen seine Residenz nach Prag verlegte und die Stadt zu ihrer großen kulturellen Bedeutung verhalf. Nun, vierhundert Jahre später, will das „Prague Royal“ an diese große Tradition anknüpfen. Beim Bregenzer Meisterkonzert am Freitag spielte es jedoch keineswegs Musik dieser Zeit des Frühbarocks, sondern präsentierte die für unser heutiges Verständnis größten tschechischen Komponisten Smetana, Dvořák und Janáček – gut und gerne hätte da auch noch Bohuslav Martinů dazu gepasst. Hauptwerk des Konzerts und zugleich musikalischer Höhepunkt war das Cellokonzert in h-Moll Opus 104 von Antonín Dvořák. Interpret war László Fenyö auf seinem Goffriller-Cello, und sein Spiel war der Leuchtpunkt des gesamten Abends. Der in Deutschland wirkende Ungar verfügt über einen wunderbar feinen Ton und vermag die Phrasen sensibel zu formulieren. Leicht hatte er es dabei nicht, denn das Orchester unter seinem Gründer und Leiter Heiko Mathias Förster vermochte diese Feinheit und Sensibilität nicht aufzunehmen. Vieles in der Klangbalance ließ einem unbefriedigt zurück. Da machte es glücklich, das Fenyö als Zugabe einen Satz aus einer Cellosuite von Bach als Solo-Zugabe spielte. Im weiteren Programm stach Smetanas „Moldau“ als populäres Werk heraus. Aufgrund des 200. Geburtstages des Komponisten im letzten Jahr hörte man es, beziehungsweise den ganzen Zyklus „Mein Vaterland“, oft. Das Prague Royal Philharmonic Orchestra hat gute Musiker in seinen Reihen, so die beiden Flötistinnen, die en Beginn so lebendig gestalteten, oder auch die Streichergruppe, die das große Thema schön aufblühen ließen. Aber es blieb beim Erleben der schönen Stellen, ein runder Gesamteindruck ergab sich unter den recht schulmäßigen Dirigat Försters nicht. „Die Moldau“ wurde gerahmt von zwei entbehrlichen Stücken. Leós Janáček hat weit Besseres komponiert als dieses Tongemälde „Balada Blanicka“. Und Antonín Dvořáks „Scherzo capriccioso“ Opus 66 ist für die Entwicklung des Komponisten von Belang, da es der Abschluss seiner slawischen Periode markiert. Doch zumindest in der oberflächlichen Interpretation von Förster und seinem „Prague Royal“ machte es einen mäßigen Eindruck. Die Bregenzer applaudierten höflich.
Foto: Udo Mittelberger
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