Zwei Konzerte, eine Matinee mit dem Symphonieorchester Vorarlberg und eine Soiree mit Mitgliedern des Sinfonieorchesters Sankt Gallen gab es bei den Bregenzer Festtagen am Sonntag. Beide Male stand Enrique Mazzola am Dirigentenpult, und beide Male erlebte man eine Sängerin als Solistin.
Hatte man am Abend zuvor mit „Franui“ und Florian Bösch Kunstlieder von Volksinstrumenten begleitet gehört, so war es hier genau umgekehrt. Der 1879 geborene Komponist Joseph Canteloube hat Volkslieder aus der Auvergne für Sopran und Symphonieorchester bearbeitet. Mèlissa Petit, die Gilda im Seebühnen-Rigoletto, wäre schon für ein Abo-Konzert des SOV als Solistin vorgesehen gewesen, das Corona-bedingt ausfiel. Am Sonntag konnte man sie endlich auf dem Podium erleben, und man sah, dass sie eine echt hübsche junge Frau ist, was in ihrem Kostüm auf der Seebühne nicht unbedingt erkennbar ist.
Mélissa Petit liegen diese Lieder aus dem Süden Frankreichs, aus dem auch sie stammt, spürbar am Herzen, und sie kommt mit ihnen sehr sympathisch herüber. Das SOV unter Enrique Mazzola brachte den Duft dieser Landschaft, die in dieser Partitur eingefangen ist, zur Entfaltung. Die Sensation des Konzertes war aber die Interpretation von Beethovens Symphonie Nr.7 durch Mazzola und das SOV. Da kam die Energie zum Strömen, entlud sich, beruhigte sich, und in den raschen, doch stimmigen Tempi lag ein Pulsieren von beglückender Lebendigkeit. Eine meisterliche Wiedergabe dieses wundervollen Werks, die offenbar auch den Dirigenten Enrique Mazzola mit Energie auflud. Denn schon am Abend trat erneut ans Pult, um eine Operngala mit der Sopranistin Anna Princeva zu leiten., die sich im Wesentlichen als eine Revue der vergangenen und zukünftigen Seebühnenproduktionen entpuppte. Anna Princeva, die in diesem Jahr eigentlich in der Hausoper „Nero“ hätte singen sollen, leistete Großartiges. Sie präsentierte sieben große Szenen aus Opern von Verdi, Bellini und Bizet, schlussendlich als Ausblick eine Arie der Madame Butterfly, auf ausdrucksvolle und virtuose Art und Weise.
Dazwischen spielten Musiker des Sinfonieorchesters Sankt Gallen Ouvertüren und Interludien aus diesen Opern, freilich in reduzierter Fassung, was klanglich nicht immer erfüllend war. Das Publikum jedenfalls feierte alle Mitwirkenden und bekam eine Zugabe: „O mio babbino caro“ aus Puccinis „Gianni Schicchi“.
(Fotos: Dietmar Mathis)
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