In üppiger Spätromantik schwelgte das dritte Orchesterkonzert der Bregenzer Festspiele mit Rachmaninow und Richard Strauss.
Seit der soeben zu Ende gegangenen Saison 2024/25 ist Petr Popelka Chefdirigent der Wiener Symphoniker, und gleich in der nächsten Saison wird er mi ihnen ihr 125-jähriges Jubiläum begehen. Bein dritten Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker präsentierte er sich am Montagabend dem Bregenzer Publikum im ausverkauften Festspielhaus. Auf seinem Pult lagen Werke, die jeweils den Gipfel ihrer Gattung darstellen. So erklang vor der Pause das Dritte Klavierkonzert in d-Moll von Sergej Rachmaninow, das der Komponist selbst als „Elefant“ bezeichnet hat. Mit seiner Länge von gut vierzig Minuten und seinem technischen Anspruch ist es für den Klaviersolisten enorm kräftezehrend und wird nur von Wenigen aufgeführt. In Bregenz trat der zarte gebaute, 26-jährige Japaner Mao Fujita zum Steinway und faszinierte durch seine stupende Spieltechnik ebenso wie durch seine Fähigkeit, auch lyrische Passagen anrührend zu gestalten, vollends durch seine vermutlich improvisierte, ätherische Zugabe. Dieser Pianist mit seiner feinfühligen Ausstrahlung, der dennoch wilde Oktavpassagen unter seinen Händen donnern lässt, mutet wie ein Wunder an. Dirigent Petr Popelka widmet ihm viel Aufmerksamkeit, ja, er legt sogar immer wieder seine Hand auf den Flügel, als ob er den Pianisten beziehungsweise den Klavierpart ganz nah erspüren will. Popelka ist aber auch seinen Orchestermusikern stark verbunden, wendet sich mit seiner Körpersprache und seinem Blick deutlich den jeweils wichtigen Instrumentengruppen zu. Das wirkt sehr sympathisch und authentisch, und man versteht, warum die Wiener Symphoniker den bis dahin eher wenig bekannten Tschechen zu ihrem Chef gemacht haben. Mit Richard Strauss‘ Tondichtung „Also sprach Zarathustra“, die nach der Pause erklang, konnte dann das Orchester brillieren – erneut, denn es hat auch bei Rachmaninow gute Figur gemacht. Zwar schlichen sich gerade zu Beginn einige kleine Unsauberkeiten ein, doch wenn man das Arbeitspensum bedenkt, das dieses Bregenzer Festspielorchester bewältigt: geschenkt! Doch vor allem gab es viel Wunderbares, angefangen vom „Sonnenaufgang“ über die aufgewühlten „Leidenschaften“, schließlich zum Wienerischen „Tanzlied“ bis hin zur zarten Verklärung des Schlusses. „Zarathustra“ ist eine in Töne gegossene Philosophie frei nach Friedrich Nietzsche. Bei ihrer Uraufführung 1896 hat sie viel Staub aufgewirbelt, heute genießen wir die virtuose und klangschöne Musik.
Foto Bregenzer Festspiele Tatjana Schnalzger
0 Comments