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Bregenzer FestspielE: Verdis Requiem versprüht pure Italianità

Im voll besetzten Bregenzer Festspielhaus erlebte das Publikum am Montagabend eine Aufführung von Giuseppe Verdis „Requiem“, die durch ihre Intensität in ihren Bann zog. Am Pult stand Fabio Luisi, der mehrere Jahre Chef der Wiener Symphoniker war und in dieser Eigenschaft oft in Bregenz wirkte. Die Festspiele widmeten dieses Konzert ihrer langjährigen Mitarbeiterin, Operndirektorin und Dramaturgin Eva Kleinitz, die in diesem Mai erst 47jährig verstorben ist. Sie stammte aus Deutschland, war zuletzt als Intendantin der Opern Straßburg tätig, wurde aber auf ihren ausdrücklichen Wunsch in Bregenz im Friedhof am Ölrain beigesetzt.

 

Bassist Gabor Bretz und Chor

 

Den Genueser Fabio Luisi mit seiner noblen Ausstrahlung, inzwischen musikalischer Chef des Opernhauses Zürich, sieht man gerne am Dirigentenpult. Denn er ist Garant für eine bestens erarbeitete Aufführung mit einer stimmigen Besetzung, vor allem aber einem großen Spannungsbogen, den er über das jeweilige Werk zu legen vermag. Das alles ist wichtig bei Verdis „Requiem“. Es fordert allein schon durch seine schiere Länge von gut eineinhalb pausenlosen Stunden äußerste Kondition und Konzentration. Und es hat als Totenmesse einen hohen spirituellen Anspruch, dem er einerseits in der äußersten Genauigkeit aller dynamischen und sonstigen Vortragsbezeichnungen gerecht zu werden gilt, andererseits von den Ausführenden viel Herzblut erfordert. Stimmen diese Parameter, so vermag dieses Werk wie wenige seiner Art zu packen, und so war es zweifellos auch bei diesem Konzert. Im Mittelpunkt stand der Prager Philharmonische Chor, der damit das Jubiläum seiner zehnjährigen Mitwirkung bei in Bregenz feierte. Einstudiert von Lukáš Vasilek, sang er klangschön und artikulierte präzise. Wunderbar klangen auch die Wiener Symphoniker, vom äußerst leisen Beginn dieses Werkes bis hin zum markerschütternden Dies irae. Brillant besetzt war das Solistenquartett mit dem Bass Gabor Bretz, der in der Hausoper „Don Quichotte“ die Titelrolle verkörpert und übrigens in der vielgerühmten „Salome“ der Salzburger Festspiele der Jochanaan ist. Der Tenor Sergey Romanovsky verströmte Schmelz und Italianità, und sehr überzeugend gelang Anna Goryachova, die bei der „Don Quichotte“ die Dulcinée gibt, die anspruchsvolle Mezzosopran-Partie. Auch die Sopranistin Maria José Siri ist von früheren Seeaufführungen in bester Erinnerung und erfreute mit fülligem, allerdings nicht immer intonationsreinem Stimmklang – der hohe Ton beim Libera me war peinlich verrutscht. Gerade bei der in diesem Werk so wichtigen Sopranpartie denkt die Schreiberin dieser Zeilen an eine Aufführung des Verdi-Requiems, die sie in diesem April in Luzern erlebt hat. Diese wurde gegeben von Chor und Orchester Music Aeterna aus dem russischen Perm unter der Leitung von Teodor Currentzis und zeigte, welch unvergleichliche Dichte und Qualität der Aufführung möglich ist, wenn ein musikalisches Kollektiv so zusammengeschweißt ist wie dieses, fernab der üblichen Konzertroutine. Insbesondere hat die noch nicht dreißigjährige Sopranistin Zarina Abaeva beeindruckt. Ihr Libera me war so überirdisch schön gesungen, wie man es sich bis dahin kaum vorstellen konnte (Es war auf YouTube zu sehen beziehungsweise hören, der Eintrag wurde leider gelöscht)

So gesehen war die aktuelle Bregenzer Aufführung durchaus achtbar und festspielwürdig gelungen. Die Aura des Außergewöhnlichen sucht man aber besser woanders.

(Foto Dietmar Mathis)

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