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Bregenzer Festspiele: Rossinis Cenerentola märchenhaft gut

Das Opernstudio der Bregenzer Festspiele holt alljährlich junge Sänger auf die Bühne. In diesem Jahr mit Rossinis Buffa „La Cenerentola“. Eine wunderbare Sache, die beim Publikum bestens ankommt. Umso besorgter hört man, dass dieses Format neu überdacht werden muss. Zum einen, weil das Theater am Kornmarkt 2028/29 umgebaut wird, zum anderen wegen der schmerzlichen Kürzungen des Budgets der Bregenzer Festspiele.

Wäre die Welt doch wie im Märchen! Wo die Guten belohnt und die Bösen nicht einmal bestraft werden, sondern ihnen großherzig verziehen wird. So läuft das in Rossinis Opera buffa, die sich die alte Geschichte des „Aschenputtels“ zu eigen macht, freilich mit kleinen Variationen. Denn zum Vergnügen des Publikums muss es doch auch amüsante Verkleidungsszenen geben, etwa dass Prinz und Diener ihre Rollen tauschen oder dass „der Herr über die Zeit“, Alidoro, (markant: Lobel Barun) als Bettler ins Haus kommt. Dies alles dient dazu, die Gutherzigkeit der jungen Damen zu prüfen. Denn Prinz Ramiro (brillanter Tenor: Aaron Godfrey-Mayes) sucht eine Braut, und er findet sie in Angelina, dem Aschenputtel alias Cenerentola. Im Märchen, etwa der Gebrüder Grimm gibt es allerhand Mystik, die Rossini und sein Librettist Jacopo Ferretti weggelassen haben – nicht der einzige Bezug auf die Entstehungszeit der Oper kurz nach der Französischen Revolution. In Bregenz hat Regisseurin Amy Lane einiges an Zauber wieder zurückgeholt, eben in der Figur des „Herrn über die Zeit“ und indem sie die Handlung auf einem Rummelplatz verlegt hat, wo alles möglich ist, wo die Sinne verwirrt werden und wo ein Festmahl im Wagen einer Achterbahn stattfindet. Inspiration dazu ist ihr die Musik Rossinis, die einesteils atemberaubende Rasanz und Virtuosität, zum anderen große Gefühle bereithält. Amy Lane und der Bewegungscoach Tim Claydon haben das junge Ensemble bis in die Fingerspitzen hin durchchoreografiert, und es sind sämtlichen Beteiligten inklusive der acht Herren des Projektchores Rosen zu streuen für ihre präzise und dabei so glaubhafte Umsetzung. Die Lichtregie von Charlie Morgan Jones unterstützt die atemberaubende und sinnverwirrende Atmosphäre. Gar nicht vernebelt, sondern höchst präzise präsentiert ich das Gesangsensemble. Neben den oben Genannten erfreute auch der spielfreudige Josef Jeongmeen Ahn als Dandini und, fast etwas outrierend, Ferhat Baday als versoffener Stiefvater Don Magnifico. Die zweiundzwanzigjährige Österreicherin Anja Mittermüller war eine so schrille wie entzückende Tisbe, und Aitana Sanz als ihre Schwester Clorinda stand ihr in nichts nach. Alle aber wurden überragt von der Sängerin der Titelrolle Angelina, der Chinesin Jingjing Xu. Ihr Mezzosopran ist von erlesener Schönheit. Selten hört man eine Stimme, die in allen Lagen so rund und weich klingt und doch eine Leuchtkraft besitzt, die einem vom ersten Ton an aufhorchen lässt. Dieses wunderbare Ensemble wurde geführt und getragen von Symphonieorchester Vorarlberg unter dem Dirigenten Kaapo Ijas. Und immer, wenn es um Liebe ging, ließ Hana Lee am Hammerklavier ihre Arpeggien besonders reich perlen. Das Publikum jubelte.

Foto: Bregenzer Festspiele Karl Forster

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