Ein besonders gelungenes Programm mit Komponistinnen präsentierten Maria Radutu und Sophie Heinrich bei den Bregenzer Festspielen.
Es ist inzwischen nicht mehr sehr originell, Konzerte mit Kompositionen von Frauen zu gestalten, es sei denn, man bringt es so authentisch, humorvoll und gescheit herüber, wie dies die Pianistin Maria Radutu und die Geigerin Sophie Heinrich machten. Im Rahmen der Bregenzer Festspiele luden sie am Sonntagabend ins Seestudio, um ein weibliches Programm mit dem Titel „All About Eve“ zu präsentieren. Spontan könnte man diesen übersetzen mit „alles über Eva“ beziehungsweise die Frauen, aber es könnte auch heißen „hier geht es nur um Frauen“. Beides kann nur augenzwinkernd gemeint sein, denn ehrlich, niemals werden wir „alles über Frauen“ wissen. Und tatsächlich ging es bei diesem Konzert nicht „nur um Frauen“, sondern den Schluss des Programms setzte Astor Piazzolla mit seinem „Grand Tango“, bearbeitet für Violine und Klavier jedoch von Sofia Gubaidulina. Und Piazzolla war einer der vielen Schüler von Nadia Boulanger, deren Klavierstück „Vers la vie nouvelle“ den Konzertabend eröffnete. Maria Radutu spielte es und erwies sich im Folgenden nicht nur als stilsichere Musikerin, sondern auch als eine wunderbare, frei und originell referierende Moderatorin. Die Musik sei ein Palast mit unendlich vielen Zimmern, meinte sie, und viele davon kennen wir gar nicht. Vielleicht die zarte Komposition der 1973 geborenen Lera Auerbach, oder der gleichaltrigen Nkeiru Okoye, die donnernde Akkorde anschlägt. Für Okoye ist Musik „Protest“, aber auch „Balsam für die Seele“, und sie verbindet afrikanische Elemente mit denen westlicher Tradition – faszinierend. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebten Florence Price und Amy Beach, beide in den USA. Sie kämpften gegen Rollenbilder beziehungsweise rassistische Vorurteile und schufen dennoch ein umfangreiches, viel beachtetes Oeuvre. Eine komplette Sonate der Altösterreicherin Dora Pejačevič interpretierten Maria Radutu und Sophie Heinrich als zentrales Werk des Abends, nicht ohne dass letztere zuvor einen bewegenden Einblick in das Leben dieser unkonventionellen Frau gab. Ein Abend also mit energiegeladener Musik und spannenden Geschichten, präsentiert von den zwei wunderbaren Frauen Sophie Heinrich und Maria Radutu.
Foto Bregenzer Festspiele Anja Koehler
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