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Bregenzer Festspiel-Orchesterkonzert betrachtet letzte Dinge

Am sommerlichen Sonntagmittag begann das Konzert in Dunkelheit, denn auf dem Programm stand das 1906 komponierte, jedoch erst 1946 uraufgeführte Stück „Central Park in the Dark“ von Charles Ives. Es schildert in leisen Tönen die Klangkulisse im Central Park in New York bei Nacht, inklusive einer fernen Jazzband, die im Foyer platziert war. Eine spannende Einstimmung dieser Orchestermatinee, bei der die Wiener Symphoniker von Dirk Kaftan geleitet wurden und bei der zwei Werke aus den USA die „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss einschlossen.

Rachel Willis-Sörensen

Letztere schrieb der Komponist vierundachtzigjährig angesichts des vom Krieg zerstörten Deutschlands im Jahr 1948. Es wundert daher nicht, dass in diesen Vertonungen von Eichendorff und Hermann Hesse letzte Dinge angesprochen werden, jedoch in einer tröstlichen, überhöhenden Art. Und so ist auch die Musik. Gesungen hat die Lieder Rachel Willis Sǿrensen, eine auf höchstem Niveau gefeierte Sopranistin, die das Bregenzer Publikum mit einer vollendeten und sehr bewegenden Deutung beglückte. Die farbenreiche Instrumentation des großen Orchesters war bei Dirk Kaftan und den Wiener Symphonikern in besten Händen. Mit Spannung erwartet wurde das zweite amerikanische Werk des Programms, die Erste Sinfonie in e-Moll der farbigen Komponistin Florence Price aus dem Jahr 1932. Musikalisch komplex und in der klassischen Formensprache verarbeitet werden da Spirituals, weiters gibt es Anklänge an Antonin Dvořak im ersten Satz und Gustav Mahler im zweiten Satz, einer Art Trauermarsch – beide haben mit längerem Verweilen in Nordamerika die dortige Musik beeinflusst. Waren in den ersten beiden Sätzen durchaus Längen zu orten, so brach sich im dritten Satz afroamerikanisches Temperament die Bahn, und mitreißend erlebte man auch das Presto-Finale. Somit eine bemerkenswerte Komposition, die es wert ist gehört zu werden und vom Bregenzer Publikum mit Standing Ovations gefeiert wurde. Und schön, dass die Festspiele es nicht beim nicht durchwegs sympathischen Amerikabild, das auf der Seebühne gezeichnet wird, belassen, sondern dieses Land und seine Kultur breiter darstellen.

 

(Foto: Olivia Kahler)

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