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Atmende Instrumente

Atmende Instrumente – Das Kollektiv alias Raphael Brunner und Juan Carlos Diaz

 

Unter den Namen Das Kollektiv musizieren Raphael Brunner, Akkordeon, und Juan Carlos Diaz, Flöte. Sie haben zusammen eine CD namens Timeless aufgenommen und präsentieren diese am Freitag, dem 10.November um 19.30 im Kuppelsaal der Landesbibliothek in Bregenz. Hier folgen Auszüge aus einem Gespräch mit den beiden jungen Musikern.

Fotos Dietmar Mathis

 

Anna: Juan und Raphael, wie seid ihr denn auf Euren Namen Das Kollektiv gekommen?

Juan: Deshalb, weil wir viele Gäste wollen. Wir werden der Kern sein, und viele Musikerfreunde kommen dazu. Wir haben auch so angefangen, als wir mit mehreren Kollegen vom Konservatorium den Hugo gewonnen haben, einen Musikdramaturgiepreis, den die Montforter Zwischentöne ausloben, und dann diese Aufführung im Schwurgerichtssaal in Feldkirch bestritten haben.  Nächstes Jahr arbeiten wir mit einem Geiger aus Berlin, und auch mit dem Kontrabassisten Dominik Neunteufel haben wir bei den Kammermusiktagen in Krumbach was gemacht. Das sind nur Beispiele, es gäbe einiges mehr…

Raphael: Und dann kann man den Namen auch so verstehen: Das Kollektiv sind wir zwei und unsere Instrumente. Schon mehrmals haben das Leute so gedeutet, und wir finden das richtig schön.

Anna: Also die Instrumente als eigenständige Persönlichkeiten. Da fällt mir die Komponistin Sofia Ghubaidulina ein, die einmal gesagt hat, sie liebe das Bajan, das russische Akkordeon, deshalb so sehr, weil es atmet.

Raphael: Genau, und so etwas hat auch Astor Piazzolla gesagt. Ich empfinde, dass das Akkordeon sehr eng verbunden ist mit dem Körper, es ist wie eine dritte Lunge. Übrigens funktioniert ha auch die Flöte durch den Atem, Akkordeon und Flöte sind Aerophone.

 

Anna: Dennoch ist Flöte und Akkordeon eine ungewöhnliche Kombination, wie seid Ihr denn draufgekommen?

Juan: Beide haben wir 2011 unser Studium in Feldkirch begonnen. Zuerst haben wir uns nur vom Sehen gekannt. Der erste gemeinsame Unterricht war das Klavierpraktikum bei Michael Neunteufel, da gab es schon Sympathie. Einmal habe ich Raphael gehört. Das hat mich fasziniert, und da habe ich ihm vorgeschlagen, zusammen zu musizieren. Da war sofort das gute Gefühl da,  gleich der erste Atem hat zusammengestimmt.

Anna: Für Eure Besetzung gibt es ja kaum Originalliteratur, ich vermute, dass auch Improvisation eine Rolle spielt.

Raphael: Alle Stücke, die wir aufführen, adaptieren wir für uns, und dabei ist Improvisation ein ganz wichtiges Element. Wir machen aus jedem Stück unser eigenes Stück, mit Phasen der Improvisation. Wir machen Intros, etwa mit Motiven aus dem vorherigen Stück, und Übergänge, wo zum Beispiel Ligeti mit Vivaldi verbunden wird.

Bei der CD Timeless bringen wir Ligeti, Vivaldi und Bach auf die gleiche Ebene. Ohne Grenzen in Zeit und Raum, Epoche und Geographie.

Anna: Da Du, Juan, aus Kolumbien stammst, stellt sich die Frage, ob Ihr auch Musik aus Lateinamerika spielt? Gerade die Flöte verbindet man ja sehr mit der dortigen Musik.

Juan: Wir haben bereits Tango im Programm, und wir planen eine zweite CD, die Tänze bringt, aus Lateinamerika, aber auch aus anderen Teilen der Welt.

Anna: Kommt das dann in die Nähe der Weltmusik?

Beide: (entschieden) Nein, nein!

Raphael: Klassik und Folklore verbinden wir auf einer neuen Ebene, in teils komplexen Verarbeitungen. Aber natürlich gibt es Einflüsse. Ich habe durch mein insgesamt neunjähriges Studium bei Goran Kovacevic die Balkanmusik kennen und schätzen gelernt, und ich mag auch heimische Blasmusik.

Anna: Ihr hattet ja schon Einiges an Auftritten außerhalb des kleinen Vorarlberg. Welche sind da besonders?

Juan: Natürlich war immer unser Wunsch, in meine Heimat Kolumbien zu reisen und dort zu musizieren. Letzen Sommer war es dann soweit, meine Freundin ist auch mitgekommen. Wir hatten mehrere Konzerte, mit begeistertem Publikum. Vor allem das Akkordeon hat es den Leuten angetan. Das kennt man dort ja nicht. In Kolumbien gibt es nur so eine diatonische Harmonika, wie hier die steirische Knopfharmonika.

Raphael: Als wir in Kolumbien waren, erhielten wir ein seltsames Mail. Wir haben es als Spam abgetan. Doch es kam wieder und stellte sich als eine Einladung zu einem Kammermusikfestival nach Georgien heraus. Die haben uns auf YouTube gesehen und wollten uns. Diese Konzertreise haben wir inzwischen absolviert, es war eine super Erfahrung.

Anna: Was ist Euch generell wichtig?

 

Raphael: Dass unsere musikalische Entwicklung einhergeht mit einer guten Freundschaft. Wir sind auch menschlich ein gutes Ensemble. Viele Leute sagen uns: „Ihr habt Glück gehabt, dass Ihr Euch gefunden  habt“, und das sehen wir ganz genau so. Wir gehen aufeinander ein und es entsteht was Neues. Oft gibt es Überraschendes, wie zum Beispiel, dass wir unabhängig voneinander engagiert worden sind in die Produktion der Oper La bohème in Sankt Gallen, zufällig beide.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

 

 

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