Das alljährliche Festival „texte und töne“ im ORF-Studio Vorarlberg brachte am Samstag spannende lokale und internationale Gegenwartskunst. Ein spannender Überblick. Sowohl gut gearbeitete Musik, die einer gewissen heutigen Konvention folgte und aus sich heraus wirkte, hörte man (Gerda Poppa, Samuel Andreyev), wie auch Werke, die außermusikalische Elemente mit einbezogen.
Von 15h bis etwa 22h konnte man am Samstag im ORF-Studio in Dornbirn aktuelle „ernste“ Musik und literarische Texte erleben. Fast niemand bleibt die ganze Zeit, und so ist es auch gedacht. Im bewirteten Foyer bleibt in den Pausen und beim Kommen und Gehen Raum für Begegnungen, was den Reiz der Veranstaltung nicht unwesentlich ausmacht. Die Schreiberin dieser Zeilen hat sich den Zeitraum zwischen 17h und 20h ausgewählt und dabei die Autorinnen Gesa Olkusz und Sarah Kuratle erlebt, wie sie aus ihren Werken „Die Sprache meines Bruders“ bzw. „Chimäre“ vorgelesen haben. Abgewechselt haben diese mit Musik, geboten vom „Ensemble plus“ in verschiedener Besetzung. Ein Sextett des Franko-Canadiers Samuel Andreyev überzeugte durch sein klares Spiel mit den Klangfarben, etwa einer Bassflöte oder eines Saxophons. Dann wurde es durchwegs weiblich, denn das vorgesehene Werk von Peter Herbert entfiel. So war es an Gerda Poppa, Vorarlberg zu vertreten. Ihr Hornkonzert „Pas de deux“ schrieb sie für die Abschlussprüfung von Jonas Ellensohn, der das Stück auch in Dornbirn auf dem Natur- beziehungsweise Ventilhorn souverän spielte. Im durchgehenden, jedoch deutlich dreiteiligen Stück lösten einander Klangflächen ab, um auch in dritten Abschnitt Jazz nahe Rhythmen einzuführen. Statt Peter Herbert kam nun das Stück „Tuxedo. Crown. Sun King“ der Britin Hannah Kendall in Programm, dargeboten von Michaela Girardi, Violine. Ein zartes Werk, wo auch mehrere Spieluhren erklangen und die Solovioline mit Klammern präpariert wurde, die bei Dreadlocks Verwendung finden – ein Zeichen für Kendalls afrikanische Wurzeln. Weiblich und global endete dann auch der Programmblock des „Ensemble plus“ gegen 20h, und zwar mit einem bemerkenswerten Stück der in den USA lebenden Chinesin Du Yun. Sie arbeitet Genre übergreifend, schrieb Pop ebenso wie eine Oper. Diese beschäftigt sich mit dem Leben nach dem Tod, und als leichtgewichtigere Antwort darauf entstand „A Cockroach‘s Tarantella“: So skurril wie tiefsinnig behandelt dieser Monolog einer Kakerlake ebenfalls Fragen der Reinkarnation. Bettina Barnay-Walser sprach den umfangreichen Text in bestem Englisch und mit viel Ausdruck, ein Streichquartett unterlegte diesen mit einem Klangteppich und gestaltete dazwischen emotional aufwallende Klänge. Der Abend gehörte dem Symphonieorchester Vorarlberg, das ein weiteres Stück von Hannah Kendall, dann solche von Carl Tertio Druml, HK Gruber und Michael Napheghyi interpretierte. Eine spannende Veranstaltung insgesamt, die erfreulich großen Zuspruch des Publikums genoss.
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