Ein Hit des Barock. “Innsbruck, ich muss Dich lassen”
Alte Gesänge mit Improvisationen am Saxophon zu kombinieren, ist keine neue Idee, aber immer überzeugend, auch am Sonntag in Hohenems.
Es gibt Komponisten, von denen nur ein Werk die Zeiten überdauert hat. Ein solcher ist Heinrich Isaac, geboren etwa um 1450 in Flandern. Von seinem Lied „Innsbruck, ich muss dich lassen“ kennt wohl jeder die Melodie. Es wurde mit verschiedenen Texten zum Volkslied, dann auch zum Kirchenlied, und der große Johann Sebastian Bach hat diese Melodie mehrfach verwendet, in seinen Passionen und in einer Kantate. Und wie Bach hat Heirich Isaac für jeden Sonntag des Kirchenjahres Musik komponiert. Das ist ein musikalischer Schatz, der noch völlig unbekannt ist. Diesen an Licht zu holen, hat sich das Solistenquartett des „ensemble cantissimo“ zur Aufgabe gemacht, mehr noch, es bereist mit dessen Gesängen zurzeit die Hauptorte des Wirkens von Heinrich Isaac. Das sind Innsbruck, Verona, Florenz, Rom und eben Hohenems, wo sie sich am Sonntag zu den Chor- und Orgeltagen in der Kirche Sankt Karl einfanden. Isaacs Gesänge wurden in dieser Konzertstunde ergänzt, einerseits durch die zeitgenössische Praxis des Alternatim-Musizierens, was bedeutet, dass die Orgel mit den Acapella-Gesängen abwechselt. Andererseits gab es einen modernen Gegensatz zu der fernen Welt des Frühbarock mit Improvisationen des Saxophonisten Alessandro Smider. Spätestens seit dem Album „Officium“, das vom Hilliard Ensemble und Jan Gabarek 1993 in Sankt Gerold eingespielt wurde und tatsächlich Millionen Menschen begeisterte, ist das keine neue Idee, aber eine, die auch an diesem Konzert für sich einnahm. Und voll überzeugt hat auch der Gesang des „ensembles cantissimo“, bestehend aus Iris-Anna Deckert, Sopran, Jonathan Kionke, Altus, Philipp Claßen, Tenor sowie Roland Faust, Bass. Diese vier Sänger, alle ausgewiesene Könner im Fach der Alten Musik, haben sich in Konstanz zusammengefunden, einer Stadt, in der Heinrich Isaac ebenfalls wirkte. Markus Utz hatte die Leitung des Ensembles inne und spielte an der Gollini-Orgel von Sankt Karl Werke aus der Zeit Heinrich Isaacs. Die Chor- und Orgeltage Hohenems konnten hiermit einmal mehr ein eindrucksvolles Konzert präsentieren und damit beweisen, dass Hohenems nicht nur in der Renaissance, sondern auch jetzt ein kulturelles Zentrum ist.
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