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Schubertiade Hohenems: Fantasie und Folklore

Von Donnerstag bis inklusive Sonntag waren im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems Konzerte der Schubertiade zu erleben. Am Samstagnachmittag widmete sich Dejan Lazič Klavierwerken, die mehrheitlich den Charakter des Fantasievollen haben, was in der Musik der Wiener Klassik, um die es hier ging, eine freiere Form bedeutet, oder auch innerhalb formaler Strenge eine Freiheit von innen heraus. So etwa im zweiten Satz von Mozarts Sonate in B-Dur KV 333 oder Schuberts Sonate derselben Tonart D 960. Für diese Stücke, wie auch die d-Moll Fantasie Mozarts und die Mondscheinsonate Beethovens (sonata quasi una fantasia), ist kaum ein geeigneterer Interpret denkbar wie Dejan Lazič. Den fabelhaften Steinway-Flügel in der ebensolchen Akustik des Markus-Sittikus-Saales lässt er donnern, perlen oder flüstern und schafft so einen magischen Farben- und Ausdrucksreichtum. Pausen und Übergange reizt er voll aus, aber nie auf Kosten des energetischen Flusses. Auch bei der Schubertiade erlebt man selten einen derart spannenden Klavierabend. Der sympathische kroatisch-österreichische Musiker bedankte sich mit einem kleinen Tanz aus der Feder des neunzehnjährigen Dmitri Schostakowitsch für den jubelnden Beifall. Wie Dejan Lazič konnte sich am Samstagabend auch Ian Bostridge über einen vollen Saal und viel Begeisterung am Ende freuen. Der britische Startenor kam diesmal nicht mit einem Pianisten, sondern er brachte ein Klaviertrio mit, das zum ersten Mal bei der Schubertiade zu Gast war uns sofort voll überzeugte.

Es war das „Oberon-Trio“ mit Henya Semmler, Violine, Antoaneta Emanuilova, Violoncello und Jonathan Aner, Klavier. Eine bemerkenswerte Präzision im Zusammenspiel und in der Phrasierung bei gleichzeitiger klangvoller Tongebung der Streicherinnen und unermüdlich behände perlendem Spiel des Pianisten zeichnet sie aus. Das Programm wechselte zwischen reiner Kammermusik und Volksliedbearbeitungen von Haydn und Beethoven für Stimme und Klaviertrio. So stand im Mittelpunkt des sehr schlüssig programmierten zweiten Teils der Mittelsatz atz aus Schuberts Klaviertrio in Es-Dur, dessen Thema auf ein schwedisches Volkslied zurückgehen soll. Die vertonten Lieder Haydns und Beethovens sind zauberhaft in ihrer Instrumentierung und stehen in verschiedenen Sprachen. So versuchte sich Ian Bostridge bei „Ach Madel“ sogar am Tirolerischen, was er mit spaßigem Gestenspiel am Ende des Liedes entschuldigte, zum Amüsement seiner Fans. Diese konnten sich einmal mehr an der so unverkennbar timbrierten Stimme und dem Ausdrucksreichtum von Ian Bostridge erfreuen. Die Zugabe war das von Beethoven gesetzte, auch im deutschsprechenden Raum bekannte ukrainische Lied „Schöne Minka“, das durch Theodor Storm und Thomas Mann auch literarisch zu Ehren kam.

 

Foto Lazic: Lin Gothoni

Foto Oberon/Bostridge: Schubertiade

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