Es war die Einspringerin der Einspringerin. Für den Liederabend am Freitagnachmittag war Katharina Konradi vorgesehen, Aufgrund ihrer Indisposition war zunächst die Umbesetzung mit Sophie Rennert geplant. Doch auch diese musste absagen, sodass schließlich Erika Baikoff, die schon einmal in Hohenems in einem Ensembleabend aufhorchen ließ, in nur einem Tag dieses Konzert übernahm. „Sie kam, sang und siegte“. So kann man sagen, denn diese junge russisch-amerikanische Sängerin begeisterte voll und ganz.
Als ob sie ihre Vielseitigkeit zeigen wollte, bot sie unmittelbar aufeinanderfolgend Lieder verschiedenster Stimmung dar. Am prägnantesten war dies mit Schuberts „Der Zwerg“ und „Des Fischers Liebesglück“. Und den „Zwerg“, diese Horrorballade, hat man wohl noch nie derart ausdrucksstark gehört. Zähnefletschender Zynismus war da ebenso zu spüren wie ein Durchschauern beim mehrmaligen Wort „Verlangen“, das so viele Gefühle zwischen Erotik und Mordlust wachrief. Und das alles schafft diese Sängerin, ohne die Schönheit ihres Soprans hintan zu lassen. Meisterhaft! So empfahl sich Erika Baikoff auch mit weiteren Liedern von Schubert, Schumann, Mendelssohn und Hugo Wolf für ein baldiges Wiedersehen und -hören in Schwarzenberg. Ihr Partner am Klavier war Joseph Middleton, der ursprünglich für diesen Termin vorgesehen war. Er steht der Sängerin verlässlich zur Seite, erreicht aber nicht ihre Feinheit des Ausdrucks. Wenn man einmal zum Beispiel Andras Schiff gehört hat, wie er erklärt, dass man Töne innerhalb eines Akkords mit dem Anschlag formen und gewichten kann, so kann man das Spiel dieses Engländers eher nicht genießen. Da hilft auch sein königlicher Name nichts. Dennoch ein ganz großer Abend, dank Erika Baikoff. Das Publikum jubelte.
Foto: Dario Acosta
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