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SOV punktet mit unbekannten Werken

Vor allem skandinavische Musik setzte das Symphonieorchester Vorarlberg aufs Programm seines dritten Abokonzerts. Eine gute Wahl!

„Als ob ein Bär sich zu voller Größe aufrichten würde“, so beschrieb ein Konzertbesucher den Beginn der dritten Symphonie von Jean Sibelius. Seine Fantasie führte ihn offenbar in die weiten Wälder Finnlands, als dessen Nationalkomponist Sibelius gilt. Seine symphonischen Dichtungen, beruhend auf finnischer Mythologie, sowie sein Violinkonzert sind bekannt, weniger aber seine sieben Symphonien. Zu Unrecht, wie die Interpretation von Sibelius‘ Dritter am Samstag und Sonntag, jeweils im Festspielhaus Bregenz, durch das Symphonierochester Vorarlberg unter Leo McFall zeigte. Nicht nur der oben beschriebene Beginn ließ aufhorchen, sondern vieles mehr. Und einmal mehr zeigte sich das fabelhafte Niveau unseres Landesorchesters, gerade derzeit im Hinblick auf die internationalen Gastorchester, die im Rahmen der Bregenzer Meisterkonzerte zu hören waren. Geradezu samtig klang da das Thema der Celli im ersten Satz der 1907 uraufgeführten Symphonie, und originell akzentuierten die Flöten (Anja Nowotny-Baldauf und Giovanni Fanti) das Thema des zweiten Satzes.

Diese Symphonie ist pure Musik, und das auf höchst beglückende Art und sehr eigenständig, verglichen mit anderen Werken der Eporche, etwa den bedeutungsbefrachteten Werken Gustav Mahlers oder dem doch irgendwie oberflächlichen Geschichtenerzählen eines Richard Strauss.

Vielleicht erinnern wir uns, Carl Nielsen war der zentrale Komponist bei den Bregenzer Festspielen von 2005 in der Ära David Pountney, vor allem mit der Oper „Maskerade“, die im Haus gespielt wurde. Nun, beim aktuellen Abokonzert des SOV, erklang Nielsens Flötenkonzert. Gespielt hat es die Französin Joséphine Olech, die dem dänischen Musikleben und somit auch Carl Nielsen sehr verbunden ist. Sie interpretierte das in den 1920er Jahren entstandene Werk mit Charme und Hingabe. Ihr weicher Flötenton vermochte zu bezaubern, ebenso ihre Gabe, sich klanglich, gleichsam kammermusikalisch, ins Orchester und seine einzelnen Instrumentengruppen einzufügen. Mit ihrer Zugabe, dem „Nocturne“ von Sibelius, leitete sie zu dessen Symphonie über, und ganz am Ende des Konzertes, als „Weihnachtsgeschenk“, wie Leo McFall ansagte, spielte das Orchester das „Andante festivo“ des finnischen Nationalkomponisten mit dem übrigens schwedischen Namen Sibelius. Bleibt das Eröffnungsstück des Konzertprogrammes zu erwähnen: Die „Comedia for (almost) 18th Century Orchestra“ des 1938 geborenen Amerikaners, ein witziges Stilgemisch mit Papageno-Anklängen, welches das dort noch klein besetzte SOV fein interpretierte.

 

 

(Foto Reiseuhu und Webseite der Künstlerin)

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