Im architektonisch eindrucksvollen KOM, dem Kulturzentrum in Altach, gibt es derzeit eine Bilderausstellung mit musikalischem Begleitprogramm. Gezeigt wird die “Sammlung Monz”
Was liegt näher, als zu einer Bilderausstellung den Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski zu präsentieren. Zumeist kennt man dieses Werk in der Orchestrierung von Maurice Ravel. Doch es ist äußerst eindrucksvoll, die originale Klavierfassung zu hören, vor allem wenn sie so farbenreich dargeboten wird wie hier von Yunus Kaya. Diese außergewöhnliche Komposition entstand 1874 als Reaktion auf eine Gedächtnisausstellung von Werken des gerade verstorbenen Malers Viktor Hartmann, eines Freundes von Modest Mussorgski. In plastischen Klängen erlebt man die unterschiedlichsten Bilder, etwa das erhabene „Alte Schloss“, den sich entfernenden „Ochsenkarren“, die schnatternden Marktfrauen in „Limoges“ oder die düsteren „Katakomben“. Dazwischen hört man das eingängige Thema der „Promenade“, das im „Großen Tor von Kiew“ eindrucksvollste Steigerungen erfährt – derzeit kommt hier Wehmut auf. Yunus Kaya, übrigens in Altach aufgewachsen, hat die Vorstellungskraft, diese Bilder in Klänge zu gießen und das ganze Werk ungemein spannend erlebbar zu machen. ER gebietet über eine ausgereifte Spieltechnik und die pianistische Professionalität, das Ganze auswendig darzubieten. Eine großartige Leistung, die Standing Ovations hervorrief und noch lange nachklingen wird! Im ersten Teil des Programmes spielte Yunus Kaya Musik von wesentlich anderem Charakter, nämlich Schuberts „Vier Impromptus“ D 899. In der trockenen Akustik des Saales fand Yunus Kaya nicht sofort zur idealen Gesanglichkeit dieser Stücke, löste diese aber umso eindrucksvoller ein, als er das zweite Impromptu in Es-Dur als Zugabe wiederholte. Wunderbar gelangen ihm schon zuvor die perlenden Passagen, und sehr schön gestaltete er die großen Bögen und die Übergänge. Yunus Kaya, auch Professor an der Musikhochschule „Stella“ in Feldkirch, ist dank seiner hochentwickelten interpretatorischen Gaben ein Konzertpianist von Rang. Das sah auch das führende Fachmagazin „Fono Forum“ so, als es Yunus Kayas Einspielung von späten Klavierwerken von Brahms zum „Stern des Monats“ kürte.
(Foto Nikolaus Walter)
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