Die aktuelle Schubertiade im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems bittet unter anderen vermehrt Künstler aus dem islamischen Raum aufs Podium. Die ägyptisch stämmige Sopranistin Fatma Said muss leider absagen, nun gab der türkische Pianist, Komponist und Bürgerrechtler Fazil Say ein Solorezital und ein Kammerkonzert.
Das Kammerkonzert am Montagabend bestritt Fazil Say mit Musikern aus Österreich, dem Minetti Quartett und der Mezzosopranistin Sophie Rennert. Mit dem späten Streichquartett von Joseph Haydn in G-Dur Opus 77/1 begann das Minetti Quartett das Programm sehr akzentuiert, aber es bot auch ein gesanglich empfundenes Adagio dar, bei dem Primaria Maria Ehmer ihren schönen Ton so recht zeigen konnte. So war die enorme Spannweite des Ausdrucks für diesen Abend definiert.
Alle Musiker des Abends versammelten sich dann für Mozarts Konzertarie „Ch‘io mi scordi di te – Non temer, amato bene“, die Fazil Say für Mezzosopran, Streichquartett, Klavier und Kontrabass eingerichtet hat – Fazil Say ist ja auch ein beachtlicher Komponist. (Übrigens hat diese Arie Mozarts eine komplexe Entstehungsgeschichte, die es wert gewesen wäre, im Programmheft zu beschreiben. Dort steht fälschlicherweise, dass der Text von Librettisten des „Idomeneo“ ist, Abbé Varesco. In Wirklichkeit dürfte er von Pietro Metastasio sein und wurde nur einmal, bei einer halböffentlichen Aufführung, in die Oper „Idomeneo“ eingeschoben. Die Neue Mozart Ausgabe schreibt, dass der “Textdichter unbekannt” ist).
Die Mezzosopranistin Sophie Rennert stand mit ihrem so natürlich strömenden wie kultivierten Gesang in Mittelpunkt dieser besonderen Instrumentation der Arie und wurde zu Recht bejubelt. Ebenso erfreulich brachte sie nach der Pause Schuberts Lied „Die Forelle“ zu Gehör, um überzuleiten zum hochkarätigen finalen Werk dieses Programms, Schuberts beliebtem „Forellenquintett“. Das Publikum im vollen Saal, das an diesem Abend bunter als sonst war, wurde Zeuge einer besonderen Interpretation. Diese schob weniger den gemütvollen Schubert in den Vordergrund, sondern vielmehr den kühnen, dramatischen. Mit kraftvollem, markantem Anschlag leitete Fazil Say am Steinway durch die Partitur, nicht ohne den tiefen Stimmen, dem Cello von Leonhard Roczek und dem Kontrabass von Josef Gilgenreiner, gebührenden Raum zu geben, hat doch Schubert dieses Werk für den Cellisten Sylvester Paumgartner aus Steyr geschrieben. So erlebte man eine scharf gewürzte „Forelle“, die begeisterte.
Am nächsten Tag, Dienstag, war dasselbe Programm in der Tonhalle Sankt Gallen zu erleben.
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