Spannendes Hugo-Pitch
Hugo-Zeit ist angesagt! Nicht, weil das trendige Getränk so gut in diese Jahreszeit passt, sondern weil in Feldkirch gerade Veranstaltungen um den „Hugo“ stattgefunden haben. Das ist der „Internationale Wettbewerb für neue Konzertformate“, ausgeschrieben von den Montforter Zwischentönen. Ich habe die Endausscheidung besucht, die am Donnerstagabend im Montforthaus in Feldkirch stattfand.
Es geht um nichts Geringeres als die Zukunft unserer Musikkultur. Die klassischen Konzertformate sind zu hinterfragen, denn sie sprechen vor allem ein älteres, wohlhabendes und eher konservatives Publikum an. Andereseits gibt es so viele junge und gut ausgebildete klassische Musiker und Musikerinnen wie kaum je zuvor, die kreativ sind und keine Scheu vor Grenzüberschreitungen haben. Der Hugo-Wettbewerb, benannt nach dem Vorarlberger Minnesänger Hugo von Montfort, gibt Zeugnis von diesem Aufbruchsgeist. Er richtet sich an Studenten von Hochschulen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Wegen Corona nachgeholt fand am Dienstag auf Schloss Amberg die Performance der Hugo-Gewinner des Jahres 2021 statt, eine „Wandelperformance über nicht-konventionelle Liebesbeziehungen“, die vor allem das Privatleben einer früheren Bewohnerin des Schlosses, der Dichterin Paula Ludwig, beleuchtete.
Am Donnerstag im Montforthaus Feldkirch stellten sich vier Ensembles der Konkurrenz um den Hugo 2022. Insgesamt hatten sich mehr als fünfzig Studentinnen und Studenten aus sechsundzwanzig Hochschulen beworben. Die Aufgabe war, ein innovatives Konzertformat für eine Aufführung im November im Feldkircher Dom zu entwickeln. Die Jury, bestehend aus Anja Loosli (CH), Frauke Bernds (DE) und Peter Paul Kainrath (AT) entschied sich einhellig für das Ensemble TRI:UTOPIE aus Potsdam beziehungsweise Köln, das nichts weniger als den Tod zum Thema nahm, als Übergang vom jetzigen Leben in eine neue Seinsform, getragen von Musik für Violine und Klavier und Aussagen von Sterbenden. Beim Publikumsvoting punktete ein anderes Ensemble stark, nämlich inn.wien,ffm aus Frankfurt, Salzburg und Wien. Sicher deshalb, weil, hier der einzige Vorarlberger des Abends, Fridolin Schöbi, dabei war, aber auch, weil dieses Streichquartett die Musik in den Mittelpunkt stellte und diese nicht als Beiwerk verwendete. Weiters erleben konnte man das Frideswide Ensemble aus Trossingen, das den einjährigen Ausenthalt von Sir Arthur Conan Doyle im Jesuitenkolleg in Feldkirch zum Thema machte, weiters die Gruppe klang:luft Die drei Student:innen aus Zürich beziehungsweise Luzern schlugen einen Bogen von mittelalterlicher Musik, bezogen auf Hugo von Montfort, und Musik aus dem Synthesizer.
Vor allen vier Ensembles muss man den Hut ziehen ob ihrer Kreativität und ihres Mutes. Manches geriet etwas überschüssig oder auch belehrend – ein Vorrecht der Jugend, wie ich meine. Nicht thematisiert wurde die problematische Akustik des Feldkircher Domes, sehr wohl aber die beschränkten Möglichkeiten bezüglich Beleuchtung und Inszenierung, die das Siegerprojekt sicher ganz anders wirken lässt als im Montforthaus. Man kann also gespannt sein auf den November 2022, wo dieses dann in voller Länge im Dom zu erleben sein wird.
Und übrigens: für alle Beteiligten gab es am Ende ein Glas des Hugo-Getränks!
(Foto Veranstalter)
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