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Uraufführung Richard Dünser

Brillante Kammermusik im vorarlberg museum

Es war ein Kammerensemble von seltener Qualität, das sich sich am Abend des Allerheiligentages im Saal des vorarlberg museums in Bregenz einfand, um „Österreichische Klavierquartette aus zweieinhalb Jahrhunderten“ zu musizieren. Neben Mahler und Brahms erklangen zwei österreichische Erstaufführungen von Richard Dünser. Der aus Bregenz stammende, in der Steerimark lebende Komponist schreibt hervorragende Musik, die man mit diesen fanastsichen Musikern so recht genießen konnte. Denn wie jede Musik braucht auch die unserer Zeit das Engagement guter InterpretInnen. Und das war hier gegeben. Die Geigerin Hyeyoon Park ist die jüngste ARD-Preisträgerin ever und war erst vor kurzem bei der Schubertiade zu hören. Von dort kennen wir auch den Bratscher Gregor Sigl, als Mitglied des Artemis Quartetts, das derzeit mit seinen Auftritten pausiert.

Das Konzert fand tags zuvor in Zorneding nahe München statt, denn der Pianist Oliver Triendl, ein Freund Richard Dünsers, kuratiert dort eine Konzertreihe. So waren die beiden Werke des aus Bregenz stammenden, nun in der Steiermark lebenden Dünser nicht Uraufführungen, sondern österreichische Erstaufführungen. „A great melodist“, so soll Leonard Bernstein die Musik Richard Dünsers charakterisiert haben. Und Melodien, wenn auch weiten Sinne, standen im Zentrum der beiden neuen Werke. „Drei Gesänge aus Wilhelm Meister“ von Hugo Wolf, für Klavierquartett arrangiert von Richard Dünser, sind überwiegend der Tonalität verpflichtet und am Gesang orientiert. Verzichten muss man auf die bei Wolf so zentrale Wort-Ton-Verbindung, jedoch wird man entlohnt durch das viel reichere Klangspektrum, das besonders die Streichinstrumente bringen. Ein Ereignis, auch durch die atemberaubend guten Interpreten, die hier nochmals komplett genannt sein sollen: Hyeyoon Park, Violine, Gregor Sigl, Viola, Patrick Demenga, Cello und Oliver Triendl am Klavier, war Richard Dünser dreisätziges Quartett „Ricordanze“ – Erinnerungen. Verhaltene, inwendige Stimmungen mit wenigen, umso wirkungsvolleren Ausbrüchen kennzeichnen dieses sogfältig ausgehorchte, kompositorisch auf das feinsinnigste gearbeitete Werk. Dünser scheut sich nicht, sich zur Tradition der neuen Wiener Schule oder Leos Janaceks zu bekennen, die er subtil zitiert. So kann sich der Hörer an einem Werk erfreuen, das wirklich Musik ist, nicht nur die Aneinanderreihung von Tönen, wie heutzutage oft. Den kostbaren Rahmen für die beiden Stücke Dünsers bildeten je ein Werk von Gustav Mahler und Johannes Brahms (die „zweieinhalb Jahrhunderte“ im Titel des Konzerts schließen wohl auch Goethes Roman mit ein). Mahlers Quartettsatz in a-Moll stammt aus der Zeit seines Studiums in Wien und beinhaltet ein so überbordendes Gefühlsspektrum, wie sie vor allem bei ganz jungen Menschen zu finden sind. Auch Brahms war bei der Komposition seines Klavierquartetts in g-Moll noch jung, was sich in der sprühenden Energie dieses genialen Werks zeigt. Ein großartiges Hörerlebnis, das wiederum den vier phantastischen Musikern zu danken ist und vom Publikum bejubelt wurde.

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