Vorarlberg liegt am Rhein, und auch der Nibelungenmythos ist mit dem Ländle verbunden. Was liegt also näher, hier Richard Wagners „Rheingold“ aufzuführen, das den „Vorabend“ zum Zyklus „Der Ring des Nibelungen“ bildet. Vor allem bietet sich das bei den Bregenzer Festspielen an, wo viele internationale Sänger anwesend sind und es somit ein Leichtes ist, die Rollen gut zu besetzen. Das ist gelungen, etwa die Fricka mit Annika Schlicht, den Wotan mit Brian Mulligan, den Loge mit dem charaktervollen, aber am Ende doch überanstrengten Will Hartmann, den Froh mit Patrik Reiter oder die reizenden Rheintöchter mit Liv Redpath, Svetlina Stoyanova und Claudia Huckle (letztere war auch Erda), um nur die Wichtigsten anzuführen. Alle Sänger legten auch eine beachtliche Spielfreude an den Tag und zeigten Präsenz auf der Vorderbühne und auf einem zentralen Aufbau im Hintergrund. Eine gelungene Regieführung von Johannes Erath, die freilich getrübt war dadurch, dass die insgesamt acht Männerrollen aufgrund des Großteils schummrigen Lichts und der Tatsache, dass alle einen Frack trugen, kaum zu unterscheiden waren. Zudem fehlte im Programmheft eine Inhaltsangabe. Begleitet wurde das Geschehen durch spannende Filmprojektionen von Bibi Abel. Im Gegensatz zu Bayreuth, wo das Orchester versteckt agiert, standen die Wiener Symphoniker hier – nicht nur – optisch im Zentrum des Geschehens. Unter ihrem Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada leisteten sie Großartiges. Sie steigerten sich nach einem noch etwas tastendem Vorspiel ganz enorm und boten einen mächtigen Klangzauber am Ende des Werkes, wo die Götter in ihre Burg Walhall einziehen. Deren Glück ist trügerisch, auf Raub und Betrug aufgebaut, und das Motiv des Helden Siegfried, der den Göttervater Wotan entthronen wird, erklingt bereits.
(Foto Bregenzer Festspiele Dietmar Mathis)
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