Bachs „große katholische Messe“
Eines der größten und schwierigsten musikalischen Werke, die „Hohe Messe in h-Moll“ von J.S.Bach stand auf dem Programm des Feldkircher Kulturfestivals „Montforter Zwischentöne“. Dieses gibt heimischen Künstlern Raum für besondere Programme, so auch immer wieder dem Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ und dem „Feldkircher Kammerchor“ unter Benjamin Lack.
Diese Ensembles meisterten die Ansprüche des Werkes, sodass sich dessen Geist einem Publikum mitteilte, das nicht in erster Linie aus Musikfreaks bestand. Besondere Gedanken trug der Theologe Andreas Heller bei. In seinen „drei Predigten“ ging er vom vertonten Messtext aus und führte zu Betrachtungen des Lebensendes – „vom Beenden zum Anfangen“ ist denn auch das Motto der aktuellen Reihe. Auch bei Bachs „großer katholischer Messe“ erheben sich aus der sehr düsteren Stimmung des „Kyrie“ immer wieder ermunternde Aufschwünge, die vor allem vom Chor sehr gut gestaltet und von einer sensiblen Lichtregie unterstützt wurden. Der Feldkircher Kammerchor leistete überhaupt Bewunderungswürdiges, wenngleich schon auch Grenzen hörbar wurden. Nicht, was die Intonation betrifft, jedoch im Klang. Strahlende Ausnahme waren die Sopranistinnen, sie verliehen dem Chorklang Leuchtkraft. Das Concerto Stella Matutina spielte, ausgenommen von wenigen Intonationstrübungen am Anfang, sowohl im Tutti als auch bei den vielen Soli, die die Arien konzertierend begleiteten, wunderschön und lebendig. Die Gesangssoli Miriam Feuersinger, Marian Dijkhuizen und Christian Immler hatten wesentlichen Anteil am starken Eindruck dieser Aufführung, Der Tenor Georg Poplitz ließ im Duett „Domine Deus“ durch seine kluge Phrasierung aufhorchen, musste aber dann die großartige „Benedictus“-Arie weit
hinten auf der Bühne singen, was sich als klanglich ungünstig erwies.
Durch die Länge der Aufführung – es waren zweieinhalb Stunden ohne Pause – war ein Kommen und Gehen im Saal, vorhersehbaren menschlichen Bedürfnissen geschuldet. Das war natürlich der gewollt feierlichen Stimmung gegenläufig. Am groteskesten war dies wohl bei der wohl erhabensten Stelle jeder Messe, dem Beginn des „Benedictus“, wo man in das wunderbare Flötensolo hinein von hinten her ein deutliches Traben vernahm: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn“ – tja.
Dies alles tat dem Gesamteindruck kaum einen Abbruch. Die Botschaft des Abends war beim Publikum angekommen, das bewies der lange Beifall. Leider ist das in Österreich aufgrund des Lockdowns wieder einmal die letzte kulturelle Veranstaltung gewesen. Wir im Ländle können zum Beispiel nach Sankt Gallen ausweichen, da sind sogar Ungeimpfte getestet willkommen.
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